Gesellschaftskritik ohne Gegenstand

Gesellschaftskritik ohne Gegenstand – Axel Honneths Anerkennungstheorie aus materialistischer Perspektive

Robin Mohan/Daniel Keil

Folgt man für einen Moment der üblichen wissenschaftsgeschichtlichen Erzählung über die Kritische Theorie, die nach Art eines Familienromans gestrickt ist, so hat Jürgen Habermas als Protagonist der zweiten Generation die ‚kommunikationstheoretische Wende’ und Axel Honneth als Protagonist der dritten Generation die ‚anerkennungstheoretische Wende’ der Kritischen Theorie vollzogen. Nicht nur durch die enge Verknüpfung der Anerkennungstheorie mit dem Institut für Sozialforschung und dessen Forschungsprogramm, das Honneth als neuer Direktor des Instituts (mit)entworfen hat konnte sie sich direkt in die Tradition von Adorno und Horkheimer stellen. Vielmehr wurde und wird darüber hinaus suggeriert, es sei ein kategorialer Rahmen entwickelt worden, in dem die heute noch beizubehaltenden Ansprüche der Kritischen Theorie besser zu verwirklichen seien. So bietet sich die Anerkennungstheorie gegenwärtig als Perspektive der Gesellschaftskritik an und wird als solche diskutiert. Der Vortrag wird die gesellschaftstheoretischen Grundlagen der Anerkennungstheorie darstellen, um daran anschließend eine Kritik aus materialistischer Perspektive zu formulieren, die zentral einen Gegenstandsverlust im handlungstheoretischen Normativismus feststellt.

Offener Brief des Ivi

Offener Brief des Ivi an die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Frau Eva Kühne-Hörmann, den hessischen Finanzminister Herrn Dr. Thomas Schäfer, den Präsidenten der Goethe-Universität Frankfurt Herrn Prof. Dr. Werner Müller-Esterl:

Sehr geehrte Frau Kühne-Hörmann,
sehr geehrter Herr Dr. Schäfer,
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Müller-Esterl,

wir, die Mitarbeiter_innen des Instituts für vergleichende Irrelevanz (IvI), Kettenhofweg 130 in Frankfurt am Main, haben in der letzten Woche durch eine Pressemitteilung des Präsidiums der Frankfurter Goethe Universität von Verhandlungen der Universität über den geplanten Verkauf des Gebäudes erfahren. In einem Anschreiben wurden wir vom Immobilienmanagement der Universität dazu aufgefordert, eine Kontaktperson für Verhandlungen mit dem zukünftigen Eigentümer zu benennen.

Wir wenden uns entschieden gegen diese Form der Kommunikation. Wir fordern Sie dazu auf, den Verkaufsprozess unverzüglich zu stoppen und eine demokratische und transparente Diskussion um die Zukunft des Instituts zu ermöglichen. Sie scheinen sich zu keiner Zeit mit der Arbeit des Instituts auseinandergesetzt zu haben, sonst hätten sie den Verkauf nicht so leichtfertig beschlossen. Es ist widersinnig, den Verkaufserlös auf Forschung und Lehre zu verwenden und gleichzeitig ein ganzes Institut faktisch zu zerstören.

Das IvI ist das Versuchslabor einer Verbindung von Wissenschaft, Kultur und Alltag, das nicht nur einer universitären Öffentlichkeit zugänglich ist. In den acht Jahren seines Bestehens hat das IvI ein Programm mit zahlreichen Seminaren und Kongressen, Lektürekursen und Forschungswerkstätten, Konzerten, Ausstellungen und Theateraufführungen ermöglicht. Begleitet wurde dieses Programm durch regelmäßigen Cafébetrieb, Barabende und gemeinsame Essen. Inhaltliche Auseinandersetzungen, praktische Organisation des Institutsbetriebs und formlose Zugänge greifen ineinander und befördern einen trans- und interdisziplinären Prozess. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts sind ehrenamtlich tätig, die Veranstaltungen erfolgen zum Selbstkostenpreis.

Der Verkauf und damit die Privatisierung dieses öffentlichen und durch das IvI wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Gebäudes bedeutet das Ende des Projekts in seiner jetzigen Form. Dies würde sowohl für die Universität wie für die Stadt Frankfurt eine Lücke in Kultur und Wissenschaft hinterlassen.

Wir laden Sie dazu ein, sich über uns zu informieren und sich persönlich vor Ort einen Eindruck von unserem Projekt zu verschaffen. Im Anhang finden Sie dazu erste Informationen. Im Sinne der Transparenz fordern wir Sie auf, den Verhandlungsverlauf offen zu legen und den potentiellen Käufer zu benennen.

Mit freundlichen Grüßen,

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für vergleichende Irrelevanz

LEVITATIONS // KENNY KENNY OH OH

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Levitations spielen das was sie können und deswegen klingen sie nicht wie….(Schublade auf Schublade zu), sondern wie Levitations. Das macht es auch so schwierig ihren Sound zu beschreiben, irgendwas zwischen Liliput, Coathangers und Super Wild Horses, manchmal schön und manchmal angepisst, manchmal Garage, manchmal Punk. Vier Instrumente, viermal Gesang, viermal gute Laune und obendrauf alles Punk und ohne Mackertum.

https://www.facebook.com/pages/Levitations/196569457053040?ref=ts

Hörprobe: http://www.myspace.com/557511355

KENNY KENNY OH OH sind eine vierköpfige Punkband aus Leipzig und Berlin,die sich in dem naiven Glaube zusammenfanden, dass Spaß das einzige sei was zählt. Nun sind sie in der Ernsthaftigkeit des Punkerdaseins angekommen: sie werden nicht jünger und der Alkohol hinterlässt seine Spuren. Man spürt die Enttäuschungen des Lebens in den beschwingt-dramatischen Melodien und dem aggressiven zweistimmigen Frauengesang.

https://www.facebook.com/pages/KENNY-KENNY-OH-OH/216133168405410

Hörprobe: http://www.myspace.com/kennyohoh

Zur Geschichte des Frankfurter Stadtwappens

Vortrag und Diskussion mit Charly Außerhalb

Zum 60jährigen Jubiläum der Wiedereinführung des Frankfurter Stadtwappens hat das Institut für Stadtgeschichte eine Broschüre herausgegeben, die sich mit der 700jährigen Geschichte des Stadtadlers beschäftigt. Dabei fällt wieder einmal unter den Tisch, dass es sich bei dem bis heute gültigen Frankfurter Stadtwappen um einen Entwurf aus der Zeit des Nationalsozialismus handelt. Und der war keineswegs beliebig, denn die Nazis verwendeten viel Zeit und Mühe darauf, das Bild von Frankfurt als „jüdisch und liberal verseuchter“ Stadt loszuwerden. So erfolgte 1935 die Verleihung des NS-Ehrentitels „Stadt des deutschen Handwerks“ durch Adolf Hitler, 1936 wurde der neue Stadtadler eingeführt, der bis heute im Amt ist.

In einem reich bebilderten Vortrag wird Charly Außerhalb die jüngere politische Geschichte des Symbols zur Diskussion stellen.

„Die Stadtpolizei trägt ihn, an Amtsgebäuden sieht man ihn, auf Briefköpfen ist er vieltausendfach unterwegs, und nicht zuletzt repräsentiert er die Stadt auch auf dem Magistrats-Kaffeegeschirr.“ (FR, 11.02.2012)

Kritisches Denken braucht-und nimmt sich-Zeit und Raum

2003 wurde im Rahmen der Studierendenproteste ein leerstehendes Unigebäude im Kettenhofweg 130 besetzt. Die Besetzung verstand sich als Antwort auf die Umstrukturierungsmaßnahmen der Uni sowie die kürzungen im Sozialbereich und der Marginalisierung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen. Das neu entstandene Zentrum war der Versuch einen Raum für die Vernetzung zwischen diesen Gruppen zu schaffen. Der daraus resultierenden gedankenaustausch ermöglichte die formulierung einer gegenpostition zum bestehenden. In den darauf folgenden Jahren nutzte eine Vielzahl an Gruppen und Initiativen das Ivi für Konzerte und Ausstellungen, Lesekreise, Vorträge, Kongresse und natürlich Partys und Konzerte. War dies zunächst studentisch geprägt und beschäftigte sich vor allem mit hochschulpolitischen themen, entwickelte das Institut für vergleichende Irrelevanz einen zunehmend offenen Charakter.
Die verschiedenen Zugänge über Universität, Kunst, Kultur und Politik ermöglichen verschiedenen Gruppen und Personen eine umfassende Beschäftigung mit diversen gesellschaftskritischen Themen. In beständiger Arbeit neben- aber auch miteinander wird das IvI als Gegenentwurf zur herrschenden Öffentlichkeit weiterentwickelt, was auch nur im Rahmen von Räumlichkeiten und Strukturen dieser Art vorstellbar war und ist.

Das IvI versteht sich als als selbstorganisierter Raum, welcher Menschen unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Herkunft,ihres Alters oder Sexualität die Möglichkeit gibt, sich so frei wie möglich von gesellschaftlichen Zwängen selbstbestimmt zu bewegen.

Durch die kontinuierliche Arbeit hat sich das IvI zu einem Ort entwickelt, in welchem Wissenschaftler_innen ,Bands, Künstler_innen und anderen Engagierten Theorie, Praxis und Party leben und ihren alternativen Gesellschaftsentwurf verwirklichen können.

Im Rahmen der aktuellen universitären wie gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen erscheint es notwendiger denn je, dass Räume und Projekte wie das IvI die Möglichkeiten offen halten, sich in kritischer Auseinandersetzung und Reflexion zu und trotz diesen Verhältnissen entwickeln zu können. Die immer stärker zunehmenden sozialen Ausgrenzung, Umstrukturierung ganzer Stadtteile sowie des universitären Betriebes machen es unumgänglich, dass kritisches Denken Zeit und Raum braucht und sich nimmt, um diesen Entwicklungen entschieden entgegenzutreten.

PM: Institut für vergleichende Irrelevanz ist verkauft – Stellungnahme der Nutzer_innen

Bei der Senatssitzung am vergangen Mittwoch hat das Präsidium der Goethe-Universität Frankfurt auf Nachfrage des AStA den Verkauf des Gebäudes des Instituts für vergleichende Irrelevanz (im Folgenden: IvI) im Kettenhofweg 130 angekündigt. Die Nutzer_innen des 2003 im Rahmen der Studierendenproteste besetzten Gebäudes zeigten sich irritiert. Nachdem die Universitätsleitung die Arbeit des Instituts seit über acht Jahren geduldet hat, sind die Nutzer_innen davon ausgegangen, dass sie über Pläne zur Zukunft des Gebäudes als erste informiert werden.

„Auch wenn uns das Vorgehen der Universitätsleitung nicht überrascht, sind wir wütend, ein weiteres Mal vollkommen übergangen worden zu sein“ sagt Sabine Winter, eine der Mitbegründer_innen des Instituts. „Das Ivi ist ein zentraler Bestandteil der studentischen Selbstorganisation und Kultur in Frankfurt geworden. Gerade jetzt, wo für studentische Initiativen kaum noch Raum vorgesehen ist, ist das Ivi unverzichtbar.“ Mit dem Umzug der Universität gehe der öffentliche Charakter, der den Campus Bockenheim prägte, verloren.

Durch die kontinuierliche Arbeit hat sich das IvI zu einem Ort der Verbindung von Wissenschaft, studentischer Kultur und städtischer Öffentlichkeit entwickelt. Eine Vielzahl an Gruppen und Initiativen nutzt das IvI für Konzerte und Ausstellungen, Lesekreise und Vorträge, Kongresse und Parties. Die offene und demokratische Organisation des Projekts korrespondiert dabei mit der Idee der demokratischen Architektur Ferdinand Kramers, die für Transparenz und den Abbau von Hierarchien steht. Das Gebäude, das durch den Umzug der Geisteswissenschaften auf den IG Farben Campus mehrere Jahre leer stand, wurde und wird durch die Besetzung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Die Teilnahme im IvI ist prinzipell offen und nicht an Status und soziale Herkunft gebunden. Das klingt vielleicht etwas altbacken, aber das ist nicht selbstverständlich“, so Benjamin Walter, ein Schüler, der seit kurzem im Institut aktiv ist.

Die Planungen für das Programm 2012 seien im vollen Gange. Krista Herns, eine Mitarbeiterin des Instituts, teilte mit: „Unsere Arbeit ist langfristig angelegt. Deshalb fordern wir, dass die Zukunft des Instituts nicht über unsere Köpfen hinweg entschieden wird. Die Universität und die Stadt Frankfurt sollten endlich zur Kenntnis nehmen, wie wichtig das Projekt Ivi für städtisches und studentisches Leben in Frankfurt ist. Das IvI muss dauerhaft erhalten werden!“

Kritisches Denken braucht – und nimmt sich – Zeit und Raum.

23. Februar 2012

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PM des AStA der Uni Frankfurt vom 22. Februar 2012