Infoveranstaltung zum 7./8. Mai in Wiesbaden: Gegen die Verklärung der deutschen Geschichte – wer nicht feiert hat verloren!

Wie bereits berichtet unterstützen wir die antifaschistischen Aufrufe gegen den Naziaufmarsch am 8. Mai in Wiesbaden und zur Vorabenddemo, anlässlich des Jahrestages der Kapitulation Deutschlands, am 7. Mai in Wiesbaden.
Am 28.04. werden Wiesbadener Antifaschist_innen uns einen Einblick in den Stand der Mobilisierung und ihr inhaltliches Konzept geben. Los geht es um 20 Uhr im Institut für vergleichende Irrelevanz (c.p.t.) im Kettenhofweg 130.

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11. Frankfurter Gegen Uni: *Sexualität*

3. – 22.o5.2010

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***Bitte beachtet die Aktualisierungen des Programms, last update 19.o5.***

11. frankfurter gegen_uni: sexualität
Sexualität als Thema für eine Gegenuni stand schon länger auf der ‚Agenda’ des IVI, bzw. auf Listen, Schmierzetteln, in Plenumsbüchern, etc. Durchgesetzt hatte es sich dieses Semester gegen die Anwärterinnen Architektur und Dialektik. Die Diskussion um die Herangehensweise und die Auswahl der Themen nahm im Anschluss einen ziemlich chaotischen V erlauf. An jeder Kreuzung schienen die Wegweiser verdreht und mit neuen Ortsnamen versehen. Oder es wurden ständig neue Aspekte genannt, denen wir uns zuwendeten. Diese undisziplinierte Vorgehensweise führte zu einer Veranstaltungs- zusammensetzung, gegen die vielleicht der V orwurf aufkommen könnte, dass der innere Zusammenhang fehle, dass sie rein additiv sei. Um den Entstehungsprozess nachzuzeichnen im Folgenden also kein theoretisches Konzept, sondern ein ‚Reisebericht’.
Der Anspruch zu Beginn war, nicht nur den Wissenschaftskanon zu Wort kommen zu lassen, sondern auch Frankfurter Stadtgesellschaft, Künstlerinnen, politische Gruppen (was immer das sein mag) einzuladen, etwas zum Thema öffentlich vorzustellen. Inwiefern dies gelungen ist, wird sich zeigen. Die erste Diskussion kreiste um ein vorgebrachtes Statement, Sex solle sein wie Essen, es solle die Leute genauso viel oder wenig interessieren, mit wem man wann, wo, wie Sex habe wie die Frage, was man zum Frühstück gegessen habe.
Diese Metapher wurde stark kritisiert und darauf hingewiesen, dass sie in allen anderen Hinsichten nicht zutreffe. Insbesondere führe die Gleichsetzung mit dem Essen zu einer gedanklichen Ausschließung der Möglichkeit der Asexualität. Die Diskussion endete mit der Idee, Asexualität als eine Möglichkeit der sexuellen Orientierung zum Ausgangspunkt zu nehmen.
Dem wurde jedoch nicht weiter nachgegangen. Als Textlektüre entschieden wir uns zunächst
für das kontrasexuelle Manifest (Beatriz Preciado). Vielleicht könnte für den weiteren Verlauf gesagt werden, dass wir uns eher an Praxen orientierten, an verschiedenen Sexualformen und den Diskursen darum. Dabei fiel uns auf, dass wir uns vornehmlich an devianten Praxen orientiert hatten und es doch unsere Absicht war, heteronormale Praxen zu thematisieren und zu problematisieren. Nichtsdestotrotz befassten wir uns als nächstes mit dem Thema Polyamory (Klesse); Vertrag und Konsens als Konzept stand hier – wie auch schon im Kontrasexuellen Manifest – im Mittelpunkt und schien überhaupt bedeutsam für moderne sexuelle Praxen.
Auf dem nächsten Gegenuniplenum holte uns jedoch der tagespolitische Diskurs in der Form ein, dass der Vorschlag gemacht wurde, die aktuell in den Medien stattfindende Debatte um den ‚Kindesmissbrauch’ (sexuelle Gewalt gegen Kinder) zum Thema zu machen und Mediendiskurse, Theoriekonzepte und gesellschaftliche V erankerung in den Blick zu nehmen. Dabei ging es vor allem um eine Reflexion dessen, was in der medialen Diskussion des Themas wenn überhaupt nur sehr marginal passiert: Warum das Thema gerade jetzt zum breit diskutierten Problem wird, welche diskursiven V orbereitungen dieser Veröffentlichung es gegeben hat und innerhalb welcher V erhältnisse dieser Diskurs wie geführt wird. Welche gesellschaftlichen Hegemonien und Gewaltverhältnisse begünstigen an unterschiedlichsten gesellschaftlichen Orten Übergriffe auf Schwächere – wie hier konkret: auf Kinder – und warum wird das in der Diskussion systematisch nicht reflektiert? Deutlich wurde, wie in der Diskussion einerseits der immer noch höchst wirksame Mythos vom „asexuellen Kind“ mit der allerdings zentralen Unterscheidung von kindlicher und erwachsener Sexualität durcheinander gerät: Dass sich kindliche Erotik auch auf die Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen erstreckt und dieses Moment der Sinnlichkeit etwas nicht
nur sehr Schönes, sondern auch sehr Wichtiges für die kindliche Lebenswelt ist, wäre dabei ein dethematisierter Aspekt. Das Gewaltförmige in den Fällen sexueller Gewalt gegen Kinder liegt vielmehr in dem Ausnutzen der Asymmetrien im kindlichen und erwachsenen Erleben sowie in der Ausbeutung des Machtgefälles. Die projektive Abwehr des Themas kindlicher Sexualität mündet so in eine Verlagerung der Diskurse um (sexuelle) Gewaltverhältnisse, was wir an einem Text von Sophinette Becker über Pädophilie vertieften.
Um dann doch etwas Abstand von den einzelnen Ausprägungen der sexuellen Orientierung zu nehmen und die Diskussion wieder breiter zu führen, befassten wir uns mit demKonzeptderNeosexualitätenvonVolkmar Sigusch. Dieses Konzept versucht eine Entwicklung der Sexualität in den westlichen Gesellschaften nachzuzeichnen bzw. die Ablösung eines Sexualitätskonzepts durch ein anderes darzustellen. Ein Teilaspekt bildet die These, dass eine Diversifizierung der Sexualität stattgefunden habe und vormals kriminalisierte oder pathologisierte Praktiken eine breitere gesellschaftliche Anerkennung gefunden haben. Er konstatiert aber auch die Zurückwendung des Subjekts auf sich selbst, den self-sex. Die Bezugnahme auf die Sexualwissenschaft erschien uns einerseits insofern sinnvoll und wichtig, da es sich bei ihr um einen kritischen Wissenschaftszweig handelt, der in Frankfurt aus dem ‚Kanon’ eliminiert wurde. Andererseits scheint es, als hätten wir mit unserer Diskussionsreise durch diverse V orstellungen, Konzepte und Praxen der Sexualität genau jene Bewegung nachvollzogen, die Sigusch unter dem Begriff der Neosexualitäten zu fassen versucht hat.
Mit dem bestehenden Programm wurde nun Einiges zum Sprechen gebracht, anderes bleibt ziemlich im Dunkeln. Diese Beliebigkeit ist zum großen Teil den (immer: hässlichen) Sachzwängen geschuldet: Referent_innen
sagten ab oder meldeten sich nie zurück, und für uns als V orbereitungsgruppe – bestehend aus Lohnarbeiter_innen und Studierenden, Arbeitslosen und Doktorand_innen oder Mischformen aus alledem – gab das Zeitbudget oft nicht so viel her. Ob die jetzige Vielfalt und Beliebigkeit, das „bunte Warensortiment“, im Nachhinein auch als Praxen von Neosexualität und Neoliberalismus zu begreifen sind, hat uns nachdenklich gemacht. Dies weiter zu reflektieren ist etwa so notwendig wie die Frage, wie viel neoliberaler Kapitalismus zu welchen Bedingungen im Konzept der Neosexualitäten steckt. Dazu passt auch unsere Beobachtung, dass wir uns auf die kritische Sexualforschung in unserer Diskussion meist allein affirmativ bezogen haben – die Diskussion von Ablehnung oder Grundsatzkritik einer Wissenschaft über das Sexuelle fehlt in unserer Auseinandersetzung. Auch hätten wir uns gerne mehr mit den (notwendigen) Ambivalenzen politischer Interventionen beschäftigt, welche zur Entpathologisierung gesellschaftlicher Minderheiten bestimmte – und dann natürlich: auch wieder ausschließende – V ereindeutigungen vornehmen; zu Reflexionen, die auch der kritischen Sexualwissenschaft selbst nicht fremd, sondern die ihr ganz im Gegenteil immer immanent sind, sind wir leider nicht mehr gekommen. So ist jetzt zwar alles Mögliche vertreten, aber vieles eben auch nicht. Diese Selbstkritik trifft jedoch nicht die einzelnen Veranstaltungen und Workshops, sondern betrifft ganz dezidiert das Gesamtprogramm. Jede der einzelnen V eranstaltungen korrigiert die Unbestimmtheit des Gesamtkonzepts. Es gibt Elefanten und Zwitscherentchen, dazwischen ist weite Steppe. Einen Kanon singen wir jedenfalls nicht.

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Buchvorstellung und Diskussion: „Gouvernementale Regierung (in) der Hochschule des 21. Jahrhunderts“ von Felix Silomon-Pflug.

Dienstag, 27. April 2010, 19.30 Uhr im ivi (Institut für vergleichende Irrellevanz, Kettenhofweg 130, Ffm)

Erweiterung der Autonomie, Globalhaushalte, Zielvereinbarungen, Leistungsorientierung, Wettbewerb … All diese Begriffe finden sich auch im Rahmen des Aushandlungsprozesses darum, was gegenwärtig unter Hochschule verstanden werden soll. Wie lässt sich diese in Etappen vollziehende Transformation der Hochschulen in einen Zusammenhang setzen und erklärbar machen? Bietet das von Michel Foucault in Ansätzen ausgearbeitete Konzept der gouvernementalen Regierung einen Rahmen, um diesen Prozess besser verstehen und kritisieren zu können? Dieser Frage geht Felix Silomon-Pflug in seiner im BdWi-Verlag erschienenen Diplomarbeit am Beispiel des Hochschulrahmengesetzes, des Hessischen Hochschulgesetzes und der Uni Frankfurt nach.

Neben der Vorstellung des Buches sollen die aktuellen Entwicklungen an den Hochschulen im Allgemeinen und der Uni Frankfurt im Speziellen diskutiert werden. Dabei sollen auch die Brüche und Widersprüche innerhalb des sich entwickelnden Hochschulsystems thematisiert werden, die über die im Buch verhandelten Perspektive hinausgehen.

Autonome Tutorien im Sommersemester 2010

AlternativesVeranstaltungsVerzeichnis SoSe10

Endlich ist es raus. Das dickste Verzeichnis mit studentisch organisierten Veranstaltungen der Universität Frankfurt seit Goethegedenken. Ihr könnt dieses Semester aus aus sagenhaften 27 Autonomen Tutorien, Lesekreisen und Arbeitsgruppen auswählen. Dabei sind Fach- und Sachinteressen keine Grenzen gesetzt, aber seht doch einfach selbst…

[Bild klicken zum Verzeichnis gucken]
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Wenn ihr auch mal eine AG, ein Tutorium oder einen Lesekreis am Fachbereich 04 anbieten wollt, meldet euch unter tutorien[ät]fachschaft04.de. Wenn ihr Fragen zum AVV habt oder ihr nächstes Semester darin erscheinen wollt, nutzt die Adresse avv[ät]stud.uni-frankfurt.de. Infos zum Konzept der Autonomen Tutorien gibt es unter “Studentische Arbeitsgruppen”.

Fachschaften 03 und 04

„Der Gangsterboss des Existenzialismus“ – Veranstaltungsreihe zum 30. Todestag Jean-Paul Sartres

Jean-Paul Sartre & Simone De Beuvoir

Warum Tod und nicht Geburt? Was man zuallererst festhalten muss, ist der absurde Charakter des Todes. In diesem Sinn muß jeder Versuch, ihn als einen Schlussakkord am Ende einer Melodie zu betrachten, strikt zurückgewiesen werden. Der Mafia rechneten ihn die Situationisten zu – gar in leitender Position. Am 15. April 1980 verreckte er mit 74 Jahren auf dem Buckel. Zehntausende geleiten ihn zum Montparnasse. Eine Demonstration der Dummheit, die sich in der Passivität des Spektakels wohlig zu Hause weiß – es gibt ja die Intellektuellen, die für uns denken, die Helden, die für uns kämpfen – eine Absicherung gegen die Angst. Hör dir das an! Was für eine Bande von Idioten! Diese Leute sind erst froh, wenn sie zusammen brüllen können. Die scheinen sich alle auf dieselbe Weise zu amüsieren. Die haben in Berlin einen großen Schuppen, da passen zwanzigtausend Mann rein, da versammeln sie sich sonntags, sie singen im Chor und trinken Bier dazu. Gegen Heidegger, gegen die Psychoanalyse, gegen Hegel, gegen Husserl. Und irgendwie auch mit ihnen. Gegen das Nazipack und die Bourgeoise. Ein bürgerlicher Philosoph geblieben? Camus besser als Sartre? Schwanzvergleich. Wo sind die Genossen? Einen Kommunisten erkennt man auf den ersten Blick. Ein Gesicht. Ein einziges hartes, ruhiges Gesicht. Ein Männergesicht. Das Spiel ist zu Ende, verdammt, die Hölle bin nicht ich. Man kennt es und es verliert an Gebrauchswert, je öfter man es hört. Man muss alles neu betrachten. Zu den Sachen selbst.

Um eine kritische Relektüre eines der interessanten Philosophen, kommunistischen wie antifaschistischen Aktivisten und Literaten des 20. Jahrhunderts ist es zu tun. Seine radikale Freiheitskonzeption klingt überholt in Zeiten immer totalerer Integration der Individuen in die Gesellschaft einerseits, biologistischer wie strukturalistischer Dekonstruktion subjektiver Autonomie andererseits. Doch gerade seine Insistenz auf die unhintergehbaren Autonomie des Einzelnen, seine Verantwortung und die permanenten Möglichkeit des Widerstands versprechen etwas, das andere Theorien so nicht bieten.

Solange die Doktrin sich ihrer Anämie nicht bewusst wird, solange sie ihr Wissen auf eine dogmatische Metaphysik (Dialektik der Natur) gründen wird, statt es auf das Verstehen des lebendigen Menschen zu stützen, solange sie unter der Bezeichnung Irrationalismus alle Ideologien abtut, die – wie Marx es getan hat – das Sein vom Wissen trennen und im Rahmen der Anthropologie die Erkenntnis des Menschen auf die menschliche Existenz gründen wollen, solange wird der Existentialismus seine Untersuchungen fortführen.

zur Printfassung des Aufrufs und vollständigem Programm

Die Veranstaltungsreihe wird präsentiert von dem Blog la vache qui rit in Kooperation mit Theorie Praxis Lokal und der Gegenuni im Institut für vergleichende Irrelevanz.
Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen und anregende Diskussionen. (mehr…)