Existentialism Revisited

Vorträge, Filme, Lesekreise von Januar bis Mai 2011

ex2„Das Konkrete kann nur die synthetische Totalität sein, von der das Bewußtsein wie auch das Phänomen lediglich Momente bilden. Das Konkrete ist der Mensch in der Welt mit jener spezifischen Vereinigung des Menschen mit der Welt, die zum Beispiel Heidegger ‚In-der-Welt-Sein’ nennt.“ (Jean-Paul Sartre, Das Sein und das Nichts)

„Jedes Subjekt setzt sich durch Entwürfe konkret als Transzendenz. Es verwirklicht seine Freiheit nur durch deren Überschreitung auf andere Freiheiten hin. Es gibt keine andere Rechtfertigung der menschlichen Existenz als ihre Ausdehung in eine unendlich offene Zukunft. Jedesmal wenn die Transzendenz in Immanenz zurückfällt, findet eine Herabminderung der Existenz in ein ‚An-sich’ und der Freiheit in Faktizität statt. Dieses Zurückfallen ist, wenn das Subjekt es bejaht, eine moralische Verfehlung; wird es ihm auferlegt, führt es Frustration und Bedrückung; in beiden Fällen ist es ein absolutes Übel. Jedes Individuum, dem daran liegt, seine Existenz zu rechtfertigen, empfindet es als ein unendliches Bedürfnis, sich zu transzendieren. Was nun die Situation der Frau in einzigartiger Weise definiert, ist, daß sie sich – obwohl wie jeder Mensch eine autonome Freiheit – in einer Welt entdeckt und wählt, in der die Männer ihr vorschreiben, die Rolle des Anderen zu übernehmen; sie soll zum Objekt erstarren und zur Immanenz verurteilt sein, da ihre Transzendenz fortwährend von einem essentiellen, souveränen anderen Bewußtsein transzendiert wird. Das Drama der Frau besteht in diesem Konflikt zwischen dem fundamentalen Anspruch jedes Subjekts, das sich immer als das Wesentliche setzt, und den Anforderungen einer Situation, die sie als unwesentlich konstituiert.“ (Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht)

„Der Existentialismus erscheint also als ein aus dem Wissen herausgefallenes Systemfragment. Von dem Tage an, da der Marxismus die menschliche Dimension (d.h. den existentiellen Entwurf) zur Grundlage des anthropologischen Wissens nehmen wird, hat der Existentialismus keine Daseinsberechtigung mehr: aufgesogen und überschritten und aufbewahrt durch die totalisierende Bewegung der Philosophie, wird er aufhören, eine besondere Untersuchung zu sein, um die Grundlage aller Untersuchungen zu werden.“ (Sartre, Fragen der Methode)

Den existenzialistischen Theoretiker_innen ging es vielleicht – bis auf den Marxismus – zum letzten Mal in der Geistesgeschichte darum, aufbauend auf einem philosophischen Begriffssystem die Totalität der menschlichen Existenz verstehen zu können. Dieser kühne Versuch scheint gescheitert. In einer Zeit, in der das von Sartre so bezeichnete „analytische Denken“, das auf eine effektivere Steuerung von Natur und Mensch durch arbeitsteilige, isolierte Erfassung einzelner Teilbereiche abzielt, anstatt diese wirklich als Glieder einer „synthetischen Totalität“ verstehen zu wollen, triumphiert, muss ein solcher Anspruch Skepsis auf sich ziehen. Jedoch treibt auch das Scheitern Blüten, die es wert sind gepflückt zu werden. Die Reduktion des Denkens auf Manipulation bringt ein Unbehagen mit sich, das als „Irrationalismus“ abzufertigen voreilig wäre. Vielmehr handelt es sich um den Versuch, auf rationaler Basis über Dinge zu sprechen, die das analytische Denken vielleicht allzu leichtfertig dem Schweigen und damit der Willkür des individuellen Meinen und Glaubens überantwortet.

Als Kulminationspunkt philosophischer und allgemein humanwissenschaftlicher Diskurse zwischen Descartes und Freud, Marx und Heidegger, Nietzsche und Husserl wies der Existenzialismus bis weit in die Post-Moderne hinaus. Die Beschäftigung mit Camus, Sartre, Heidegger oder de Beauvoir wirft ein neues Licht auf die theoretischen Fragen, die uns bis heute nicht loslassen, weil wir im Wesentlichen nicht über sie hinaus sind. Von den gewissermaßen ewigen philosophischen Fragen abgesehen, handelt es sich um ganz konkrete Probleme kritischer Theorie:

  • Wie ist das Verhältnis von gesellschaftlicher Struktur und individueller Entscheidung?
  • Ist der Mensch primär als biologisches Wesen zu beschreiben?
  • Lässt sich das Werk eines Philosophen von seinem Leben trennen?
  • Was ist der Antisemitismus?

Diesen und anderen Fragen werden wir im Verlaufe dieser Veranstaltungsreihe nachgehen.

Programm Download (*pdf)

Veranstaltet von der transLab* in Kooperation mit theorie-praxis-lokal (tpl).
Gefördert von der Fachschaftskonferenz der Universität Frankfurt.

Eine umfassende Dokumentation der Veranstaltungsreihe „Der Gangsterboss des Existenzialismus“ zum 30. Todestag Jean-Paul Sartre, an die diese Reihe anknüpft, kann auf dem Blog „La vache qui rit“ abgerufen werden.

“Human, all too Human”

16.1.2011, 18.oo: translab:”Human, all too human”

Die BBC-Reihe von 1999 stellt drei bedeutende „kontinentale“ Denker vor, die alle direkt oder indirekt dem Existenzialismus verbunden sind: Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre. Wir wollen uns zur Eröffnung der Veranstaltungsreihe und als Einstieg in das Thema zusammen die drei Dokumentationen anschauen und darüber diskutieren. Sprache ist jeweils Englisch.

Ort:   translib (IVI / 3. Stock)

Komplettes Programm der Veranstaltungreihe “Existentialism Revisted” als Download (*pdf): hier oder hier

Zwölfte Frankfurter GegenUni: *Naturalisierung*

hier das programm zur 12. gegenuni vom 17.-22.01.2011 im ivi

das komplette programm mit kommentaren zu den einzelnen veranstaltungen als download (*.pdf)
____________________________

naturalisierung. gegenuni 12
Sowohl in den Universitäten als auch in den öffentlichen Medien ist schon lange eine Tendenz wahrnehmbar, die hauptsächlich darin besteht, naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle auf gesellschaftliche Entwicklungen anzuwenden. Exemplarisch und besonders augenscheinlich lässt sich hier die Sarrazin-Debatte im Herbst 2010 anführen. Auf Grundlage der Soziobiologie vertritt Sarrazin eine Position der Einteilung von Menschen nach Kriterien ökonomischer Nützlichkeit, die bis ins Innerste verwoben ist mit rassistischen Ressentiments. Die Einteilung in produktive und unproduktive Menschen wird grundiert durch die These, genetische und kulturelle Intelligenzdispositionen seien der Grund für die Existenz einer „Unterschicht“. Sarrazins Thesen zur Erblichkeit von Intelligenz stützen sich wie gesagt auf die Soziobiologie und wollen neben der Erklärung für den Bestand einer „Unterschicht“ auch gleich das Rezept für die Lösung liefern: mit dem „Argument“ vererbter Intelligenz wird die Klassenlage zu einer biologischen Eigenschaft von Mitgliedern einer identifizierten Gruppe erklärt. Der Furor richtet sich dabei zwar insgesamt gegen diejenigen, „die nicht ökonomisch gebraucht werden“ (Sarrazin in lettre international), richtet sich aber insbesondere gegen „Türken und Araber“, die „keine produktive Funktion“ hätten. In seinem Buch wird er dann deutlicher: Muslimische Migrant_innen hätten aufgrund von „genetischen Belastungen“ kein besonderes intellektuelles Potential, aber eine höhere Fertilität als die Intelligenten, wodurch sich, gemäß soziobiologischer Überlegungen, die „Gene jener am meisten (verbreiten), die die höchste Fruchtbarkeit haben“ (FAZ 26.08.2010). Das Rezept für die Lösung besteht

Continue reading “Zwölfte Frankfurter GegenUni: *Naturalisierung*”

Die Körper der Multitude

Queer-feministischer Widerstand gegen den Kapitalismus

Gibt es eine theoretische Position außerhalb des Lebens in der herrschenden Gesellschaft? Wie entstehen Geschlechter und die Dominanz der Heterosexualität? Wie hängen Kapitalismus und Sex – in seiner doppelten Bedeutung als Geschlecht und Begehren – zusammen? Gibt es ein revolutionäres Subjekt? Kann es überhaupt noch ein Subjekt geben? Wie können individuelle Freiheit und Kollektivität verwirklicht werden? Wie verändern wir unseren Alltag und das kapitalistische System? Was bedeutet es, die Revolution als Prozess zu leben?

Diese und weitere Fragen wollen wir mit Robert Foltin nach der Lesung seines aktuellsten Buchs diskutieren.
Robert Foltin ist Autor von “Die Körper der Multitude. Von der sexuellen Revolution zum queer-feministischen Aufstand” und Redakteur der grundrisse.zeitschrift für linke theorie und debatte

turn_left
http://turnleft.noblogs.org/

11.12.2010 OBSTACLES + BEAUTIFUL BURNING WORLD + YOUNG HARE

11.12.2010

22.10h

IVI, kettenhofweg 130

iobsneu

.
.
OBSTACLES (copenhagen)

mathrock aus kopenhagen

obstacles

.
.
.
.
BEAUTIFUL BURNING WORLD

experimental projekt vom ex-LACK sänger

beautiful burning worls

.
.
.
.
YOUNG HARE

erster auftritt vor der weihnachtsfeier beim kaninchenzuchtverein!
„on the cutting edge of peace and harmony “
“ na wenigstens sind sie runter von der strasse “
zitate einer freundin.

kaninchen

http://nichtsfuerungut.blogsport.de/