Workshop-Programm zum Themenblock „Materialistische Analyse von Bildung und Wissenschaft II“

Workshop-Programm zum Themenblock „Materialistische Analyse von Bildung und Wissenschaft II“ der Norbert-Wollheim-Uni

Mittwoch 10.02.2010
18:00 Uhr Wissenschaft zwischen Autonomie und Staat Café KoZ, Campus Bockenheim, Alex Demirovic

Eine realistischer Versuch, die aktuelle Situation an den institutionalisierten Orten der Wissensproduktion zu analysieren, wird sich kaum an der Mär von Humboldts freischwebender Intelligenz aufhalten. Wissensproduktion war seit jeher in die gesellschaftliche (Re-)Produktion eingebunden. Eines der zentralen Schlagworte mit denen die Transformation der Hochschulen in den letzten Jahren diskursiv durchgesetzt wurde, lautet „Autonomie“. Die Reaktion vieler Kritiker_innen darauf läuft häufig im Ruf nach „mehr Staat“ zusammen. Dabei ist es gerade staatliche Politik, die in der Neuorganisation der Hochschulen als Produktionsstätte der in der Weltmarktkonkurrenz immer wichtiger werdenden Ressource „Bildung“ umgesetzt wird. Es soll versucht werden, diese Problemstellung insbesondere aus Perspektive emanzipatorisch ausgerichteter Wissenschaft näher zu fokussieren.

20:00 Uhr Das Haus der 1000 Zimmer ivi, Kettenhofweg 130
(Dokumentarfilm, Hr 2001, Regie: Yvonne Menne). der Film erzählt die Geschichte des IG-Farben Hauses: von der tragenden Rolle der IG-Farben im Nationalsozialismus über den Einzug der amerikanischen Armee bis zur universitären Nutzung.

Donnerstag 11.02. 2010
18:00 Uhr Studieren nach Auschwitz IG-Farben Haus, Treffpunkt Foyer
Unkonstruktive Bemerkungen zum schönsten Campus Deutschlands aus Erinnerungspolitischer Sicht


20:00 Uhr Das CHE. Das Propagandainstitut für Hochschulpolitik à la Bertelsmann Jonathan, Treffpunkt Studierendenhaus

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) ist eine der treibenden Kräfte hinter der hinter der Ausrichtung der Hochschulpolitik an scheinbaren Sachzwängen und ökonomischen Vorstellungen.. Es trug dazu bei, dass zentrale ideologische Argumente Verbreitung fanden, und und beeinflusst mit Instrumenten wie dem CHE-Hochschulranking die Hochschulentwicklung.. Im Workshop soll untersucht werden, für was das CHE programmatisch steht, wie es diese Ideologie untermauert und verbreitet, und wie „gefährlich“ es politisch einzuschätzen ist. Im Rahmen unseres Blocks „Materialistische Analyse von Bildung und Wissenschaft“ soll der Workshop verdeutlichen, dass Politik nicht nur vom Staat gemacht wird, sondern von vielen gesellschaftlichen Akteuren.
Herzlichen Dank an AStA Uni Wiebaden für die Unterstützung


Freitag 12.02.2010, ab 10:00 Uhr Studierendenhaus Campus Bockenheim

WIE IMMER: BITTE BRINGT NACH MÖGLICHKEIT ETWAS FÜR DEN SELBSTORGANISIERTEN BRÖTCHENTISCH (AUFSTRICH, OBST, ETC.) MIT. GETRÄNKEVERKAUF WIRD ANGEBOTEN.

12:00 Uhr Elite und Exzellenz, Oliver Brüchert
„Die Bildungspolitik strebt wieder verstärkt nach Elite und Exzellenz, gleichzeitig tendieren die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen immer stärker zur Prekarisierung. Der Workshop beschäftigt sich mit den Rekrutierungsmechanismen der neuen akademischen Elite und mit den Folgen der Herausbildung einer akademischen Mehr-Klassen-Gesellschaft.

14:00 Uhr Probleme der Theorie und Praxis der emanzipatorischen Bildung zwischen politischer Ökonomie und Ideologiekritik, Benjamin Ortmeyer
Dass es einem Widerspruch, einen tief sitzenden „Widerspruch zwischen Bildung und Herrschaft“ gibt, ist seit dem gleichnamigen großen Werk von Heydorn eine gewichtige Hypothese. Dass Bildung der Eliten sich ausbreitet auf Bildung „der da unten“ ist einerseits eine ökonomisch zwingende Grundentwicklung mit einer Reihe von zu betrachtenden Brüchen. Andererseits ist die aufklärerische Potenz einer zunehmend vor allem technischen (Aus-)Bildung mit ihren Anteilen an Logik und Kausalität kein Automatismus. Dieses Potential wird mehr als nur in Schach gehalten durch die systematische Entwicklung von Mechanismen der ideologischen Herrschaftssicherung über Militär und Polizei hinaus: Manipulation und Psychotechniken, Ideologiefabriken bis hin zu gesteuerten Diskursen der Gesellschaft bilden eine komplexe Einheit, die jedoch nicht übermächtig ist. Bildung steht also im Spannungsfeld zwischen nicht nur der Ökonomie, sondern der politischen Ökonomie einerseits und der notwendigen Ideologiekritik anderseits. Theorie und Bildung im Kontext von widerständiger Praxis bietet Überraschendes und Planvolles: Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!

16:00 Uhr Wissenschaft und Emanzipation – Begriffsbildung einer kritischen Theorie
, Wolfram Pfreundschuh
Indem Wissenschaft lediglich Fakten assoziert und verallgemeinert, verfolgt sie blind die allgemeine Notwendigkeit, den Fortbestand der bestehenden Verhältnisse zu sichern. Kritische Theorie hinterfragt solche natürlich scheinende Wirklichkeit und geht von einem erkennenden Subjekt aus, das sich seiner Welt gewiss werden muss, weil diese seine Selbstgewissheit enteignet, ihm als objektive Macht begegnet, subjektiv Entfremdung betreibt. In diesem Workshop geht es um die kritische Begriffsbildung einer emanzipatorischen Wissenschaft. Am Beispiel des Wertbegriffs im “Kapital“ von Karl Marx wird eine Wissenschaftlichkeit vorgestellt, deren grundlegende Implikation eine praktische Position der Emanzipation der Menschen vom Kapitalismus ist.
Herlichen Dank an bpm (bündnis für politik- und meinungsfreiheit) für die Unterstützung

18:00 Uhr Abschlussdiskussion
Nach einem anregenden und produktiven Workshoptag treffen wir uns gemeinsam, um Ergebnisse zusammenzutragen und offene Fragen zu diskutieren.

http://norbertwollheimuniversitaet.blogsport.de/