Pressemitteilung von Riot069 zum Konzert am 2.10.

Franconofurt immer autoritärer – Stadtregierung schaut tatenlos zu

04.10.2012: Am Dienstag, den 2. Oktober 2012 hätte im Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) das zweite Konzert des Veranstaltungskollektivs Riot 069 stattfinden sollen. Zwei Bands waren eingeladen, die jüdische Punkband The Shondes aus New York, mit dem Bonner Trio Two Tears for Barbarella als Vorband. Die Veranstalterin sagt, sie habe „zu kurzfristig“ von der Einstweiligen Verfügung erfahren, die Franconofurt gegen das Konzert erlassen hatte: Die Veranstaltung wurde verboten, es sei gedroht worden, die Gäste polizeilich oder durch eine Sicherheitsfirma am Betreten des Gebäudes zu hindern beziehungsweise die Veranstaltung aufzulösen. Bei Zuwiderhandlung drohten bis zu 10.000 € Geldstrafe.

Seit Ende 2011 ist Riot 069 aktiv, das Veranstaltungskollektiv arbeitet ehrenamtlich, alle Einnahmen dienen der Deckung entstandener Mietkosten an Räumlichkeiten und Technik. Das Kollektiv, dessen Name vom Fokus auf die Musikrichtung Riot Grrrl und der telefonischen Vorwahl für Frankfurt herrührt, hat sich zum Ziel gesetzt, Musiker_innen zu fördern, die in der Mainstream-Kulturszene wegen ihres Geschlechts, ihrer Ethnizität oder sexuellen Orientierung kein Gehör finden. „Beispielsweise gibt es jede Menge Frauenbands, aber fast keine Auftrittsmöglichkeiten für sie, die Musikszene ist männlich und weiß dominiert – das wollen wir aufbrechen“, sagt Sappho Weingold, die Veranstalterin des verbotenen Konzerts. Die Konzerte richten sich an ein gesellschaftlich marginalisiertes Publikum: „Es ist fast unmöglich, bezahlbare Räume zu finden, wo diese Gruppen auf die Bühne gehen können und wo sich die entsprechende Klientel auch wohlfühlt.“ In normalen Clubs gäbe es zuviel Diskriminierung von ethnischen und sexuellen Minderheiten. „Vielen kommerziellen Veranstaltern ist das egal“, sagt Weingold. „aber im IvI ist das ein grundlegendes Prinzip, dass gewisses Verhalten nicht toleriert wird.“ Das treffe auf Riot 069 zu ebenso wie auf alle anderen Veranstaltungskollektive, die im IvI aktiv und ebenfalls von Veranstaltungsverboten betroffen wären.

Weingold schildert, wie sie das Verbot erlebt habe: „Während wir drinnen aufgebaut haben, hatte jemand die Dreistigkeit, den Brief vom Gericht an die IvI-Tür zu pinnen, ohne auch nur mal zu klopfen und das Gespräch zu suchen. Es gab lange Diskussionen mit den Bands, die Bedenken hatten, woanders aufzutreten.“ Es habe keinen Versuch seitens Franconofurt gegeben, das Veranstaltungskollektiv, das IvI oder die Bands zu erreichen und zu vermitteln. „Es ist unfassbar, dass Franconofurt zwei Bands Auftrittsverbot erteilt und damit droht, die Gäste verprügeln zu lassen. Ein Armutszeugnis für die Stadt Frankfurt, dass sie diesen Methoden nicht Einhalt gebietet, und für die Polizei, die sich für diese Form privater Gewalt instrumentalisieren lässt.“ Aus Angst um das leibliche Wohl der Teilnehmenden habe Riot 069 das Konzert verlegt. Ermöglicht worden wäre dies durch die Solidarität unter Studierenden: Der AStA der Universität Frankfurt stellte das Café KoZ zur Verfügung, das Autonome FrauenLesbenReferat übernahm die Fahrtkosten für die Bands.
Dafür sei sie sehr dankbar, sagt Weingold, aber es sei Zufall gewesen, dass das Café KoZ nicht anderweitig genutzt wurde. „Das Ausweichen von verbotenen Veranstaltungen in andere Räumlichkeiten kann nur eine Notlösung sein.“ Wenn es im IvI nicht mehr möglich wäre, Veranstaltungen abzuhalten, und Universität, Stadtregierung und Franconofurt kein Ersatzobjekt zur Verfügung stellen würden, müsse man sich andere Räume aneignen. Leerstand würde es genug geben, und das Institut wäre auf dieselbe Weise entstanden.

„Riot 069 hat so viele Anfragen von Musiker_innen, wir haben noch vier Konzerte bis zum Sommer in Planung – zusätzlich zu Veranstaltungen von anderen Gruppen. Wir brauchen das IvI als Bühne, anderswo geht es nicht.“ Peter Feldmann hätte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa gesagt, Frankfurt solle Berlin kulturell Konkurrenz machen, aber die „Hinhaltetaktik der Stadtregierung“, so Weingold, würde andere Signale setzen. „Statt Kultur zu fördern, werden alternative Projekte der Repression ausgesetzt. Das trifft auf das IvI ebenso zu wie beispielsweise das Lola Montez, das Occupy-Camp und das Kollektiv, das im Sommer das Philosophicum der Uni besetzt hat.“

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