„Mit den Ohren denken“. Adornos Philosophie der Musik

„Mit den Ohren denken“. Adornos Philosophie der Musik

Vortrag vom Thomas Zöller

Donnerstag 19.4. 20h IvI

Adornos Fragmente über ein geplantes Beethovenbuch wurden posthum 1993 veröffentlicht. In dem Vortrag soll gezeigt werden, warum diese Fragmente von großer Prägnanz für die kritische Gesellschaftstheorie sind. Diese Prägnanz besteht darin, dass Adorno in den Topoi dialektischen Denkens und immanenter Kritik, die in den Fragmenten exemplarisch aufgezeigt werden, seine Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft aufzeigt.

Aus den Fragmenten wird der Vortragende fünf Thesen Adornos auswählen, um den Gang seiner Argumentation nachzuzeichnen:

1. “In einem ähnlichen Sinn wie dem in welchem es nur die Hegelsche Philosophie gibt, gibt es in der Geschichte der abendländischen Musik nur Beethoven.”

2. “Bei beiden die höchste Erhebung des bürgerlichen Geistes.”

3. “Die Sonate ist das System als Musik.”

4. “Beethovens Musik ist die Hegelsche Philosophie: sie ist zugleich aber wahrer als diese.”

5. “Man kann nicht mehr wie Beethoven komponieren, aber man muss so denken, wie er komponierte.”

Adorno erkennt in Beethovens Musik eine Kongruenz zur Hegelschen Philosophie. Gleichwohl wird von ihm keine bloße Analgie erstellt, sondern der Zusammenhang muss “zur Sache selbst” werden, d.h. sie muss sich am Gegenstand selbst – den Kompositionen – erproben. “Die Sache selbst” erkennt Adorno in der Identität des Hegelschen Systemgedanken mit der Beethovenschen Kompositionsform der Sonate. Jedoch sei Beethoven wahrer als Hegel, da “Beethoven an der Stelle brüchig, an der Hegel ideologisch wird.” Diese Brüchigkeit – in Beethovens Spätwerk – bezieht Adorno auf den Prozess des Denkens, der nun von der “geschlossenen” idealistischen Dialektik übergeht zu seiner “offenen” negativen Dialektik.

Der Vortrag soll durch Musikbeispiele plastischer gestaltet werden.