1.12.: Lesung & Musik: Von Neo-Spießertum, Partymythos und Schwächen

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Von Neo-Spießertum, Partymythos und Schwächen

Hendrik Keusch liest Texte zum Nachtleben, Lars schießt quer und Bartholomäus Nacht ergänzt Details.

In den Mainstreammedien und in einigen Nischen, wie bei den sich selbst zur Bewegung erklärten Hedonisten und anderen Scheinrebellen wird die angebliche Lösung von allen Konventionen gefeiert. Eine Feierkultur, die sich nur in Äußerlichkeiten vom herkömmlichen Wochenendzeitvertreib unterscheidet, wird bejubelt wie eine zweite Aufklärung und ist sowohl Bürgerlichen wie auch „Alternativen“ zum Fixpunkt für Selbstverständnis und Triebbefriedigung geworden.

Hendrik Keusch und Lars werfen in ihren Texten einen Blick auf deren Ideale, Illusionen und Auswüchse.   Was von der „Partybewegung“ übrig bleibt, wenn man ihr die Schleier nimmt, ist nach Keusch eine Fratze aus Selbstdarstellung, prähistorischer Triebhaftigkeit und Neo-Spießertum. Während er in seiner Erzählung “Legoland” seinen Protagonisten auf einen Wochenend Ausflug nach Berlin schickt um ihn dort als außenstehenden das identitäre und zugleich anziehende Gehabe erleben zulassen, betrachtet Lars unser Treiben aus der Perspektive des Tankstellenparkplatzes. Bartholomäus Nacht hingegen  ignoriert das komplexe gesellschaftliche Konstrukt der Generation >nichts<. Alte Schule. Er verfolgt Ziele: Allmacht, Ohnmacht, Verbot. Ich suhle mich, ich werde mißbraucht, ich quäle, ich töte, ich fühle. Und scheiße, nicht.

Um den Eindruck zu vermeiden vollkommen lustfeindlich (Lars), ironieresistent (Keusch) oder zwanghaft (Nacht) zu sein, wird nach der Lesung noch einmal hinter den Plattentellern für musikalische Unterhaltung gesorgt und von Lars und Hendrik zum Tanz gebeten.