Zweite Forschungswerkstatt Kritische Geographie

Zweite Forschungswerkstatt Kritische Geographie

Termin: 29.-31. Mai 2009

Ort: Frankfurt a.M., Institut für Humangeographie und Institut für vergleichende Irrelevanz

Zielgruppe: Alle, die sich für Kritische Geographie interessieren, auch und insbesondere Studierende und Promovierende

Auf Grund des großen Erfolges der ersten Forschungswerkstatt Kritische Geographie im Oktober 2008 mit über 70 Teilnehmenden aus knapp 20 Hochschulen findet am Pfingstwochenende 2009 die zweite Auflage statt.

Wozu eine Forschungswerkstatt Kritische Geographie?

Trotz der beiden aktuellen Themenhefte „Kritische Geographie“ von ACME: An International E-Journal for Critical Geographies (H. 3, 7. Jg. 2008 unter www.acme-journal.org/Volume7-3.htm) und Geographische Revue (H. 2, 10. Jg. 2008) sowie zahlreicher anderer Aktivitäten gilt nach wie vor, dass Kritische Geographie in der BRD am Rande der Disziplin stattfindet.
Theorieströmungen, politische Initiativen und Themen, die für andere Disziplinen und für die Geographie anderswo prägend waren – etwa marxistische, feministische und antirassistische Debatten –, waren und sind hierzulande entweder Randphänomene oder vollkommen außen vor. Was vor allem fehlt, ist ein Ort für explizit kritische Debatte geographischer Inhalte. Einen eben solchen will die Forschungswerkstatt Kritische Geographie zum nunmehr zweiten Mal bieten.

Erneut wird „Kritische Geographie“ als recht offener Oberbegriff verwendet, unter dem in erster Annäherung eine politisch engagierte Wissenschaft in der Tradition von Marx, Foucault und feministischen Theorien verstanden werden kann, die sich in herrschafts- und machtkritischer Weise und mit Bezug zu sozialen Kämpfen konkreter Themen annimmt und diese, in Überwindung des akademischen Konkurrenzprinzips, im Austausch miteinander zu bearbeiten versucht. Dieser Art von Wissenschaft sieht sich die Forschungswerkstatt Kritische Geographie verpflichtet.

Zur Form

Die zweite Forschungswerkstatt Kritische Geographie soll erneut primär ein Forum der Diskussion von Studierenden, Promovierenden und etablierte(re)n Wissenschaftler/inne/n sein, dessen Inhalt und Form den Bedürfnissen der Teilnehmer/innen folgt. Es wird wieder eine gemischte Struktur aus Inputs und Diskussionen im Plenum, Arbeitsgruppen zu verschiedenen Inhalten, Open Spaces sowie Abendveranstaltungen geben.

Die Inputs sollen breitere Themen von wissenschaftlicher und/oder politischer Aktualität behandeln, dabei Themenfelder öffnen, Überblicke geben, Kontroversen innerhalb kritischer Debatten verdeutlichen und zur Diskussion einladen.

Im Zentrum stehen die Arbeitsgruppen, deren Inhalte von Teilnehmer/inne/n vorbereitet und gestaltet werden. Die Forschungswerkstatt Kritische Geographie steht und fällt deshalb mit EUERER Initiative. Bei der Online-Anmeldung werdet Ihr gebeten, Euere Themen einzubringen.
Möglich und erwünscht sind vor allem Kurzvorstellungen eigener Projekte (Abschlussarbeiten, work in progress-Berichte inkl. offener Fragen, Organisierungs- und politische Aktivitäten) und Diskussionen zu vorbereiteten Themen (Theoretisches, Tagespolitisches, Methodisches, Lehre), gerne anhand von Texten, um deren Zirkulation unter allen Teilnehmenden sich das Organisationsteam kümmern kann.

Die Open Space-Zeitfenster bieten die Gelegenheit, spontan aufkommende Themen zu diskutieren.

Schließlich sollen in den Abendveranstaltungen die Reflexion eigener Positionen und Praxis, die Vernetzung und nicht zuletzt die Party nicht zu kurz kommen.

Organisatorisches

Anmeldung: bis zum 15.05. online unter http://anmeldung.kritischegeographie.de

Teilnahmegebühr: € 30 (Vollzahler/innen) bzw. € 20 (bis max. halbe Stelle) für vegetarische/vegane Vollverpflegung (2 × Frühstück, 2 × Mittagessen, 2 × Abendessen); Bankverbindung wird mit der Anmeldebestätigung verschickt.

Übernachtungsmöglichkeiten: bestehen im Institut für Irrelevanz; bitte Schlafsack und Matte mitbringen; eine Dusche steht dort leider nicht zur Verfügung.

Fahrtkostenumverteilung: Bei Interesse helfen wir dabei, eine Umverteilung der Fahrtkosten zu organisieren zwischen Teilnehmer/inne/n, die Zuschüsse bekommen, und solchen, die privat
zahlen müssen.

Anreise: vgl. Plan unter http://anfahrt.kritischegeographie.de


bisheriges Programm

Freitag, 29.05., ab 14 Uhr (s.t.)
• Input: Nadine Marquardt und Henning Füller (Frankfurt/M.): Stadt und Gouvernementalität
• Arbeitsgruppen
• Berichte aus Instituten, Gruppen & Initiativen („open mic“

Samstag, 30.05., ab 10 Uhr (s.t.)
• Input: John Kannankulam (Frankfurt/M.): Zur Kritik des  EU-Migrationsregimes
• Input: Mihai Balan (Europäischer Verband der Wanderarbeiter) & Kirsten Huckenbeck (Redaktion express): Kein Ort – nirgends? Viele Orte – überall? Wanderarbeit und Organisierung
• Arbeitsgruppen / Open Space
• Party

Sonntag, 31.05., 10 Uhr (s.t.) bis 15 Uhr
• Input: Anke Strüver (Kassel): Körpermacht und Machtkörper!
• Arbeitsgruppen / Open Space / Abschlussdiskussion

Bei Rückfragen etc. bitte Mail an: FWKritGeo_Orga@uni-frankfurt.de

Das Organisationsteam
(Karl von Außerhalb, Bernd Belina, Vanessa Faix, Tino Petzold, Sebastian Schipper)

 

Meterial:

Plakat zur Forschungswerkstatt 2009 (PDF; 1,3MB)
Flyer zur Forschungswerkstatt 2009 (PDF; 457kB)

http://www.kritischegeographie.de/

28.o4.2009, 20.oo: Fragwürdige Traditionslinien

"Valkyrie" von Regisseur Bryan Singer hat nicht nur in Deutschland zu erneuten Debatten um die Attentäter des 20. Juli 1944 geführt. Die Figur Stauffenberg steht beispielhaft für das zweite Standbein im Kampf um die Deutung der deutsche Vergangenheit, neben dem Opferdiskurs, der sich um das Leid der Deutschen während Vertreibung und Bombardierungen dreht.
Die Deutschen sollen von ihrer kollektiven Schuld entlastet werden, damit sich die Bundesrepublik als gleichberechtigter Teil der Anti-Hitler-Koalition darstellen kann. Das Gedenken an den 20. Juli verfolgt u.a. den politischen Zweck, die Geschichte umzuschreiben, die Nachkriegsordnung zu überwinden und die internationale Handlungsfähigkeit Deutschlands sicherzustellen. An diesem Abend soll es unter anderem um die Bedeutung von nationalen Helden und Mythen, die Diskurse, in denen diese auftauchen, und welche Zwecke und Bedeutungen diese haben, gehen – und was das alles mit Nationalismus zu tun hat.

Vortrag und Diskussion mit der Gruppe nevergoinghome aus Berlin
am Dienstag, 28. April 2008, 20 Uhr

Neuer Lektürekurs ab Donnerstag, 16.o4.2009

Karl Marx: Das Kapital. Kritik der Politischen Ökonomie Bd.1 – Lesekreis/Lektürekurs

Erstes Treffen: Donnerstag 16.4.09 18h IvI, Bibliothek (1.Stock)

„Das ist scheußlich ermüdend und bei nicht ganz scharfer Aufmerksamkeit auch verwirrend.“ (Engels über Teile des ersten Bandes, Brief an Marx, 23.8.1867)

Derzeit wird überall davon geschrieben, dass Marx in Zeiten der Wirtschaftskrise wieder aktuell sei und überall rezipiert werde. Nur kommt Marx in dieser Art Metarezeption selbst nicht zu Wort. Aber auch wenn er es käme, so ist doch festzuhalten, dass die von Marx formulierte Kritik auch in vermeintlichen Nichtkrisenzeiten von höchster Aktualität ist. Doch um sich zu seinen Kernaussagen, die wahrscheinlich meilenweit entfernt sind von sowohl den Feuilletonist_innen als auch von vielen sich marxistisch nennenden Bezugnahmen – Marx selbst sagte nicht umsonst von sich, kein Marxist zu sein – vorzuarbeiten, ist es notwendig sich den Luxus des Lesens der knapp 1000 Seiten des ersten Bandes zu gönnen (die anderen Bände dürfen allerdings nicht als unwichtiges Beiwerk betrachtet werden, aber ein Schritt nach dem anderen).

Plan des Seminars ist, den ganzen Band in etwa einem Semester zu lesen, was zwar notwendig zu Verkürzungen führt, andererseits aber die Möglichkeit bietet, sich in sympathischer Runde einen Überblick zu verschaffen – Anhaltspunkte für weitere Exkursionen in die (nicht nur) marxsche Theorie. Eine „Anleitung“ werden wir dabei nur insofern geben, als sie zur Selbstaneignung anregt – entscheidend für Struktur und Ablauf bleiben die Diskussionsprozesse in der Gruppe.

 

Mehr Theorie im Sommersemester 2009:
Lektürekurse
Autonome Tutorien FBe 03/04