9. Frankfurter GegenUni (gg_uni 9.0): Kulturtheorien

2. – 12. Juni 2009; Ivi

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Ein ständig aktualisiertes Programm findet ihr hier

Angesichts der fortschreitenden Abwicklung und Irrelevantisierung kritischer Theorie- innerhalb und außerhalb der Hochschule – freuen wir uns, auch in diesem Jahr zur nunmehr neunten Frankfurter Gegenuni einladen zu können.

Schlechtbezahlte und miese Lohnarbeit, Scheinstress und die Bewältigung des Alltagsscheiss’, lassen immer weniger Zeit und Raum für selbstbestimmte Aneignung von Wissen, für Reflexion und Kritik. Nicht nur ist der Zugang zur Hochschule restriktiv, Wissen und Wissensaneignung werden darüber hinaus viel zu oft auf Akademie reduziert. Die Gegenuni ist der Versuch einer Antwort darauf. Zwei Wochen lang besteht die Möglichkeit, in angenehmer Atmosphäre zu diskutieren, zu streiten und zu feiern.- und das gebührenfrei, kritisch und offen für alle.

Wer sich mit einem spannenden Thema beschäftigt und darüber gerne mit anderen diskutieren möchte, ist jenseits überhöhter Bescheidwisser-Ansprüche herzlich dazu eingeladen, dies bei der Gegenuni zu tun. Wer an den Veranstaltungen teilnehmen möchte, ohne selbst einen workshop oder Vortrag anzubieten, ist selbstverständlich ebenso herzlich eingeladen. Die Gestaltung des Gegenuni-Programms liegt also wie immer bei allen. (Ein Einblick in die Programme vergangener Gegenunis ist hier möglich: https://ivi.copyriot.com/gg_uni )

Der Schwerpunkt der neunten Gegenuni liegt dabei auf Kulturtheorien – auch wenn sich nicht alle Veranstaltungen unter diesem Titel zusammenfassen lassen. Gerade weil kultur eine Schnittstelle von Wissenschaft, Kritik, Alltagspraxis und Vergnügen markiert, finden wir dieses Thema spannend. So werden z.B. in der Eröffnungsveranstaltung „Kulturindustrie und cultural studies“ materialistische und poststrukturalistische Positionen gegeneinander diskutiert. Weder kultur noch Kulturtheorien erschöpfen sich aber in diesem vermeintlichen Gegensatz. Verschiedene Theorie- und Kritikansätze sowie der Begriff der kultur selbst sollen daher hinterfragt werden. Die Produktion und Rezeption von kultur ist nicht nur Thema von workshops und Vorträgen, vielmehr sind Filmvorführungen, Konzerte und Kneipenabende selbst wesentlicher Bestandteil der Auseinadersetzung.

gg_uni 9.0, 2. – 12.o6.2009 im ivi

Ausführliches Programm

Freitag, 12.o6.2009, 22.oo: Dystopische Filmnacht

Dystopian Movienight: Akira (Katsushiro Otomo, 1988), Blade Runner (Ridley Scott, 1982) & Alphaville (Jean-Luc Godard, 1965). Ein Abend mit a²s

Anhand von drei Filmen werden wir uns mit dem Thema des dystopischen Films beschäftigen. “Alphaville”, “Blade Runner” und “Akira” gehören wohl mit zu den bekanntesten Filmen des Genres. Dabei wurden diese Filme immer wieder auch von kritischen Gruppen, Bewegungen und Individuen zitiert und verwendet. Immer noch befindet sich beispielsweise das Gesicht Akiras auf vielen Antifapullovern. Was ist dran am “Hype” um die zukunftspessimistischen Filme? Um die Diskussionen zu lockern und die Nacht behaglich zu verbringen, wird es eine Longdrinktheke und einen veganen Mitternachtssnack geben.

Dienstag, 9.o6.2009, 20.oo: “After Neoliberalism” Vortrag und Diskussion mit Wendy Larner (University of Bristol)

“After Neoliberalism” Vortrag und Diskussion mit Wendy Larner (University of Bristol)

Wendy Larner ist Professorin an der “School for Geographical Sciences” der University of Bristol und dieses Semester Gast am “Institut für Humangeographie” der Uni Frankfurt.
Als eine der führenden Vertreter_innen der Radical Geography beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit Globalisierung, Gouvernance und Gender, wobei sie dabei kritische Gesellschaftstheorie mit empirischer Forschung zu Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie ökonomischer Restrukturierung und community development verbindet.
Im Rahmen des Vortrages und der anschließenden Diskussion wird thematisiert, inwiefern die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise zu einer Transformation neoliberaler Verhältnisse führt.

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt

Die Veranstaltung findet im Rahmen der 9. Frankfurter GegenUni statt. Programm

Turm-VV

Veranstaltungshinweis:

Turm-VV, 9.o6.2009, 13.45

Es ist wieder mal so weit. Die Fachschaften 03, 04 und das L-Netz laden alles Studierenden der betreffen Fachbereiche und Studienrichtungen zur Turm-Vollversammlung.

Redebeiträge:

  • über die falsche Notenberechnung im Lehramt,
  • zur “Dialogoffensive” des Uni-Präsidenten,
  • und letzte Infos zum Bildungsstreik vom 15.-19. Juni.

beispielbild turm-vv

im Turmfoyer, AFE-Turm, Robert-Mayer-Str. 5, Uni Campus Bockenheim

Fachschaftsrat 03
Fachschaftsrat 04

Freitag, 5.o6.2009: Vortrag & Konzert mit Classless Kulla, Istari Lasterfahrer, Bam Bam Babylon Bajasch

Bambam Babylon Bajasch aus Köln sind vier ausgekochte Genre-Terroristen, die bis an die Zähne mit Sounds und Beats aus den Sample- Universen Electro, Jungle, Dub und Rap bewaffnet sind. Mit der gewissen Gitarren-Rotzigkeit wird daraus schließlich Ragga-Punk. Ein schräger Dancefloor-Soundsalat im eigens erschaffenen Slang, der irgendwo zwischen Kölsch und Patois rangiert. Hauseigene Projekte wie das Plattenlabel Basspräsidium und ihr Fussballfanclub SC Mülltonn belegen, wie sehr sie der Stachel im Fleisch der “Kültürhaupstadt” sind.

Istari Lasterfahrer ist Hirn-Massagist im 3. Semester des Bachelor Studiums, aus der nördlichen Diaspora. Spezialisiert auf musikalische Cocktails der wuscheligeren Art. Der Knallfaxe fährt kaum Lastkraftwagen, aber überrollt Tanzbegeisterte wie Leute mit Kopfschmerzen, welche unter den Brücken der Fernfahrerstrassen ihr Nachtlager aufschlagen. Ebendort hatte er seinen Tramp ans Licht der Fernleuchte gezogen, den berüchtigten Schüttelbär Kulla, geübter Synapsen-Peitscher vor dem Herrn.

Classless Kulla, bürgerlich Daniel, ist als Kind in einen Topf psychoaktiver Soljanka gefallen und hat nun ein unstillbares Mitteilungsbedürfnis. Er schreibt Bücher, hält Vorträge – oft auch noch lange nach den Veranstaltungen -, hat mit und für Egotronic kommunistische Programmsongs gemacht und will immer alle schicken. Der Lasterfahrer und Kulla gelten als “die Kinderzimmer Productions und Fischmob (die frühen!) des neuen Jahrtausends im Breakbeatnoisepunkgewand” (Flight13).

http://www.classless.org/
http://istari.sozialistischer-plattenbau.org/
http://www.bambambajasch.de/

Donnerstag, 4. Juni bei der gg_uni

Ausführliches Programm

– 16.oo: Workshop: Über Vergnügtsein als Einverstandesein und glücklichen Unsinn. Kulturindustrie – Eine Einführung. Prsented by sinistra*antagonistische assoziation

In diesem workshop soll ein Einstieg in das Kulturindustrie-Kapitel der Dialektik der Aufklärung ermöglicht werden. Durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion ausgewählter Textpassagen wird versucht, einige wichtige Argumentationen herauszuarbeiten. Im Vordergrund kann hierbei nicht ein umfassendes Verständnis des gesamten Kapitels liegen, sondern einen ersten Zugang zu öffnen. Dieser workshop richtet sich also in erster Linie an Einsteiger_innen in die kritische Theorie. Texte werden gestellt. Eine zweite Sitzung in der zweiten Gegenuniwoche ist optional möglich.

– 20.oo: Vortrag und Diskussion mit Joachim Schaab: “Unfehlbere Sachlichkeit – Wissenschaftskritik”

Die verkehrte Welt produziert verkehrtes Denken, so wie verkehrtes Denken die verkehrte Welt weiterproduzieren hilft.

So verkehren sich auch Denken und Welt.

Wie gesellschaftliche Opposition zum Fundamentalismus wird, so wird aus Denken Religion, aus Vernunft Wahnsinn und aus Irrsinn Objektivität.

Der Irrsinn feiert gerade da die fröhlichsten Urständ’, wo er sich am meisten als abwesend behauptet:

das auf dem Kopf stehende Denken verdichtet sich in seiner Instrumentalisierung zur angebeteten Scheinobjektivität bürgerlicher Wissenschaft.

Zusammen mit dem Kult von Genie und Wahnsinn verstellt deren Pseudoobjektivität den Blick auf Gesellschaft, Wissenschaft und die Möglichkeiten der Menschen.

Warum wollen etwa Nationalökonomie, Philosophie und Naturwissenschaft nicht miteinander „reden“, und warum gibt es hier überhaupt so eine „babylonische Sprachverwirrung“?

Es werden gängige (Schein-)Probleme sowie Risiken und Nebenwirkungen auch der Wissenschaft entlang der Entwicklung der Entfremdung bei Marx kritisch analysiert.