november 2011
gg_uni 13.o: feminismus

demnächst:

7. – 29..11.2011: 13. Frankfurter GegenUni Feminismus

Ab Montag, den 07.11.2011, beginnt wieder die Gegenuni

Counterfire – feministische Gegenuni
gegenun-iii

Ist Feminismus als Gegenstand politischer Auseinandersetzungen überhaupt noch aktuell? Was verstehen wir unter Feminismus? Wie ist Feminismus in den letzten Jahren verhandelt worden in öffentlichen Debatten und in politischen Zusammenhängen?
All diese Fragen haben wir in der Vorbereitung diskutiert. Feminismus ist in den letzten Jahren von einer eigenartigen Ambivalenz gekennzeichnet. Auf der einen Seite scheint es das Stigma zu geben, dass Feminismus unzeitgemäß, langweilig oder gar unsexy sei.
Auf der anderen Seite sind feministische Belange sozusagen gesellschaftlich angekommen. So sind z.B. bestimmte feministische Instrumente, wie Gleichstellungspolitik, fest institutionalisiert und selbst in konservativen Parteien und in Unternehmen wird über die Frauenquote diskutiert.
Auffällig an der öffentlichen Auseinandersetzung um Feminismus in den letzten Jahren ist, dass es eine Art Gegenüberstellung von altem vs. neuem Feminismus gibt.
Der alte Feminismus repräsentiert hierbei Lustfeindlichkeit und Verbitterung, während der neue Feminismus oder die neuen Feministinnen als frech, tough, sexuell freizügig und (finanziell) unabhängig dargestellt werden. Doch was genau bedeutet überhaupt diese Gegenüberstellung? Wird hier nicht ein ganz zentrales Moment des Feminismus komplett delegitimiert? Nämlich Feminismus als politische Bewegung und somit als kollektiver Ansatz?

Neben der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Debatten um Feminismus, möchten wir uns auch mit der Frage beschäftigen, wie innerhalb linker, politischer Zusammenhänge Feminismus verhandelt wird. In den Diskussionen über unsere Erfahrungen in der politischen Arbeit teilten wir die Einschätzung, dass es wenig Interesse an der Auseinandersetzung mit feministischer Theorie und Praxis in den linken Zusammenhängen Frankfurts, in denen wir aktiv sind, gibt. Oft entsteht sogar der Eindruck, dass bestimmte Errungenschaften durch feministische Kämpfe, z.B. die Politisierung sozialer Verhaltensweisen, wie Redeverhalten auf Plenas, nicht mehr Konsens sind, sondern stetig neu erkämpft werden müssen. Auch in Teilen der Linken scheint Feminismus als unsexy, altmodisch oder einfach nur als Dauernörgelei einzelner Frauen wahrgenommen  zu werden.

An den aufgeführten Fragen und Thesen zeigt sich bereits, dass eine Gegenuni mit dem Schwerpunkt Feminismus zu organisieren ein gar nicht so einfaches Unterfangen ist. Je mehr wir in der Vorbereitung diskutierten, desto schwieriger wurde es ein kohärentes Konzept zu entwickeln, da das Thema Feminismus einfach immer größer zu werden schien. Nach zahlreichen Diskussionen, haben wir entschieden, dass es auch nicht darum gehen kann, ein kohärentes Konzept zu entwickeln, denn die Beschäftigung mit feministischen Ansätzen zeigt, dass die Bedeutung des Begriffes umstritten ist und es den Feminismus nicht gibt. Es geht im Rahmen der Gegenuni also eher darum, Denkanstöße zu geben und gemeinsam zu diskutieren, was Feminismus für unsere politische Praxis bedeuten kann.
Die Gegenuni verstehen wir nicht als abgeschlossenes Projekt, sondern als einen offenen Prozess. Es werden weitere Diskussionsveranstaltungen folgen.

Programm

Montag, 07.11.2011, 20h

Reclaim the F-Word – offene Diskussionsveranstaltung

In den letzten Jahren waren regelmäßig feministische Themen Gegenstand öffentlicher Debatten. Dies zeigt z.B. die aktuelle Diskussion, um die Einführung von Frauenquoten in Parteien und Unternehmen, aber auch die Diskussion um den vermeintlich neuen Feminismus, wie ihn beispielsweise Charlotte Roche repräsentieren soll. Aber wie wird eigentlich Feminismus zurzeit verhandelt? Welche Bedeutungen hat der Begriff in den Diskussionen? Sind die Anliegen feministischer Kämpfe noch aktuell?

Wir wollen anhand von einigen ausgewählten Beispielen, die Aktualität feministischer Kritik und was Feminismus heute für die politische Praxis bedeuten könnte, diskutieren. Neben den öffentlichen Auseinandersetzungen um den Begriff des Feminismus, möchten wir an dieser Stelle auch die veränderten Anforderungen an Männlichkeit und Weiblichkeit und die Rolle von wissenschaftlichen Begründungen der Geschlechterdifferenz gemeinsam diskutieren

Dienstag, 08.11.2011, 20h
Filmabend: Fishtank OV

Großbritannien 2009
Der Film schildert das Leben der 16-jährigen Mia in der Tristesse eines englischen Vororts. Im Stil eines Roadmovies folgen wir dem Alltag der Protagonistin, der sich jedoch zu überschlagen beginnt, bzw. den sie zum überschlagen bringt.

Donnerstag, 10.11.2011, 16.30h
Workshop: Militanz und Männlichkeit

Alle sind es, keiner redet drüber. Oder doch umgedreht, alle reden drüber keiner macht es? Gemeinsam wollen wir das Begriffspaar beleuchten und uns kritisch solidarisch austauschen. Was hat das eine mit dem anderen zu tun, bedingt militantes Handeln eine hervorstechende „Männlichkeit“, oder sind „männlich“ konnotierte Verhaltensweisen gar notwendig für militantes Handeln. Wir werden versuchen die Begriffe etwas näher zu beleuchten und uns einem schwierigen Thema zu nähern. Was macht Militanz aus, wo unterscheidet sie sich vielleicht von Widerstand oder Gewalt, was ist überhaupt „Männlichkeit“? Diese und weitere Fragen werden wir versuchen zu klären.

turn*left

Donnerstag, 10.11.2011, 19h
Vortrag: Simone de Beauvoir heute
Referentin: Roswitha Scholz

Simone de Beauvoirs Buch Das andere Geschlecht spielte in der feministischen Theorie/ Genderforschung lange keine Rolle mehr. In letzter Zeit taucht de Beauvoir aber nicht nur in neu erstellten Überblickswerken zu Klassikerinnen des Feminismus wieder auf, zu ihr und ihrer Theorie wurden inzwischen auch vermehrt Tagungen und Veranstaltungen angeboten (was wohl mit ihrem hundertsten Geburtstag 2008 zusammenhängt). Hie und da erinnert man/ frau sich wieder an sie. Dies dürfte nicht zuletzt einem Selbstreflexivwerden von Feminismus und Genderforschung in der gegenwärtigen Krisensituation geschuldet sein. Dabei stellen sich die Fragen des “Wie weiter?” und “Was kommt nach der Genderforschung?”. In den 1970er Jahren hatte sich insbesondere ein Gleichheitsfeminismus mit dem Slogan “Man wird nicht als Frau geboren, sondern dazu gemacht” auf de Beauvoir berufen. Ein Differenzfeminismus bezichtigte sie sodann, männliche Normalitätskriterien auf Frauen anzuwenden. Schließlich wurde ihr in den 1990er Jahren von einem dekonstruktiven Feminismus vorgeworfen, trotz all ihrer Kritik der hierarchischen Geschlechterverhältnisse einem dualistischen Denken verpflichtet geblieben zu sein und eine erneute Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit betrieben zu haben. In dem Vortrag wird eine zeitliche Einordnung des “anderen Geschlechts” und seiner Bedeutung vor dem Hintergrund der Wert-Abspaltungskritik versucht sowie auf Aspekte hingewiesen, die durchaus noch heute Aktualität beanspruchen können.

Montag, 14.11.2011, 16h
Workshop: Einführung in die feministische Staatskritik

Ist das Konzept Staat männlich gedacht? In diesem Workshop wollen wir uns anhand des Textes: Gundula Ludwig, Birgit Sauer, Stefanie Wöhl (2009): Staat und Geschlecht: Grundlagen und aktuelle Herausforderungen. Eine Einleitung. S.11-18 einen ersten Überblick über den Zusammenhang von Staatlichkeit und Geschlechterverhältnisse erarbeiten.

Montag, 14.11.2011, 20h
Diskussionsveranstaltung: Definitionsmacht

Die dieses Jahr weltweit statt findenden Slutwalks haben eine Debatte, welche bis jetzt in erster Linie in der radikalen Linken präsent ist, und dort nach wie vor zu heftigen Diskussionen führt, zum ersten Mal in eine breite Öffentlichkeit getragen: die Diskussion um sexuelle Selbstbestimmung und die Möglichkeit, Sexualität außerhalb des patriarchal strukturierten Alltags aus einer nicht-männlichen Sichtweise heraus zu definieren.

Beispiele wie die prominenten Fälle um oder Strauss-Kahn, oder auch der simple Blick in die Zeitungen oder Polizeistatistiken machen die permanente Notwendigkeit einer Diskussion um die von den Slutwalks erhobenen Forderungen deutlich, doch sollte ebenfalls nicht vergessen werden, dass solche Diskussionen genauso und immer wieder in den eigenen, vermeintlich emanzipatorischen Reihen geführt werden müssen.
Doch wieso hat dann das Konzept der Definitionsmacht, also die Möglichkeit, einen sexualisierten Übergriff aus einer subjektiven Perspektive heraus zu benennen, Autonome Zentren, Plena, Politgruppen gespalten?
Immer noch wird die Definitionsmacht mit all ihren Vorteilen und Problematiken heftig in sämtlichen linken Organen, von diversen Antisexismus-Bündnissen bis hin zur Bahamas, alle paar Monate einmal diskutiert, und dieser Vortrag wird sich anhand der in den letzten Jahren statt gefundenen Beiträgen zum Konzept der Definitionsmacht mit deren Notwendigkeit, allerdings auch mit der Notwendigkeit einer Kritik beschäftigen, sowohl in einem bürgerlich-juristischen Rahmen, als auch in der radikalen Linken und somit auch und vor allem innerhalb der eigenen Szene.

Dienstag, 15.11.2011, 16 – 18h
Workshop: Emanzipation durch Verrechtlichung? queere und feministisch-postkoloniale Interventionen.

Die Frauenbewegung hat die gesellschaftlichen und politischen, sowie privaten und beruflichen Handlungsspielräume von Frauen erweitert, aber „die Ungleichheiten, Hierarchien und Machtunterschiede zwischen den Geschlechtern [wurden] längst nicht beseitigt“ (Hark 2003). Als eine der wichtigsten Frauenbewegung auf der internationaler Ebene gilt die „Frauenrecht ist Menschenrecht“ Bewegung ab 1991. Doch welche Ambivalenzen traten/treten hierbei auf? Welche restriktiven Strukturen werden in einer Bewegung (re-) produziert, die sich als emanzipativ versteht und geschlechtsspezifische Rechte einfordert? Aus einer queer-feministischen und feministisch-postkolonialen Perspektive möchte ich mit euch diese Ambivalenzen diskutieren.

Dienstag, 15.11.2011, 20h
Filmabend: Itty Bitty Titty Committee OV

USA 2007
Regie: Jamie Babbit
Anna arbeitet in einer Schönheitsklinik und ist mit ihrem Job sowie ihrem Alltag äußerst unzufrieden. Eines Nachts lernt Anna die feministische Aktivistin Sadie kennen, die der Gruppe Clits in Action (CIA) angehört. Sie verliebt sich in Sadie und beginnt bei den Aktionen der Gruppe mitzumachen.

Mittwoch, 16.11.2011, 20.30h

Slits & SlutsPunk, Riot Grrrl und Pop-Feminismus heute – Clipschule* mit Klaus Walter

Umwidmen, aneignen, Spieß umdrehen, das nicht erst seit den Slutwalks eine Strategie von diskriminierten Minderheiten. Auch schwul war ja mal ein Schimpfwort. Heute haben sogar deutsche Christdemokraten ihre Schwulen- und Lesben-Union, ist ja vielleicht auch gut so. Umwidmen, aneignen, Spieß umdrehen, das kannten schon die Großmütter der heutigen Schlampen. Im England der Punkrevolte Ende der 70er kämpfen Frauen um ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Sie tragen sprechende Namen: Girls At Our Best, The Raincoats, The Au Pairs…oder gleich: The Slits. Wenn ihr uns reduzieren wollt auf hirnlose Sexmaschinen, dann drehen wir den Spieß um und nennen uns: die Schlitze. Auf dem Cover ihrer LP tragen The Slits Lendenschurz und oben rum gar nichts, die nackten Brüste sind mit braunem Schlamm bedeckt.

Zehn Jahre später in den USA und wieder gilt: Umwidmen, aneignen, Spieß umdrehen, aus der Schwäche eine Stärke machen. Diese Kulturtechniken greift Anfang der Neunziger eine neue Bewegung junger Frauen auf: die Riot Grrrls. Wie die Slits zehn Jahre früher bestehen auch die Riot Grrrls in den USA auf ihrer sexuellen Selbstbestimmung und unterlaufen sexistische Rollenzuschreibungen. Wie ihre Vorgängerinnen geben sie sich sprechende Namen. Dickless zum Beispiel. Oder Bikini Kill. Nicht fehlen darf in dieser Reihe das meistgehaßte Luder, die meistgehaßte Schlampe und die meistgehaßte Witwe des Pop in den Neunziger Jahren. Courtney Love. Ihrer Band gibt sie den Namen Hole.
20 Jahre später beziehen sich Aktivistinnen der Slutwalk-Bewegung explizit auf die Riot Grrrls, so etwa die Autorinnen/Musikerinnen Kerstin und Sandra Grether mit ihrer Band Doctorella – noch so ein sprechender Bandname.
* Clipschule: kommentiertes Auflegen mit bewegten Bildern

Donnerstag, 17.11.2011, 20h
Workshop: Rethinking Sex Work
Referentin: Jenny Künkel

Der Workshop gibt eine Einführung in feministische Positionen zu Prostitution und ihre Fallstricke. In einer Mischung aus Gruppenarbeit, Plenumsdiskussion und Kurzinputs wollen wir gemeinsam die herrschenden Denkweisen über Prostitution zusammentragen und hinterfragen. Im Anschluss möchte ich unter Rückgriff auf politökonomische und queertheoretische Ansätze eine doppelte Perspektive auf Prostitution als (prekäre) Arbeit und gesellschaftliches Regulativ vorschlagen. Denn anhand des Themas Prostitution wurden und werden in unserer Gesellschaft immer wieder gesellschaftliche Grenzen ausgehandelt: z.B. von Öffentlichkeit und Privatheit, Erwerbsarbeit und Reproduktionsarbeit, Weißsein und Schwarzsein sowie zumutbarer und unzumutbarer Arbeit im neoliberalen Kapitalismus. Die historisch spezifische Art und Weise wie Prostitution in diesen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen symbolisch und materiell hervorgebracht wird, ist konstitutiv für Machtverhältnisse in der Prostitution und prägt somit die Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter_innen. Diese historisierende Perspektive versucht, sowohl die marktliberalen Unterströmungen von Teilen des Pro-Sex-Work-Feminismus als auch die verkürzte Kapitalismus- und Patriarchatskritik des abolitionistischen Radikalfeminismus zu überwinden. Machtverhältnisse im Sexgewerbe sollen ernst genommen werden, ohne diese unter Abstraktion von den gesellschaftlichen Verhältnissen mystisch als der Prostitution inhärent zu denken oder mit der Nicht-Gegenseitigkeit von Sex zu erklären.
Im Rahmen des Workshops werde ich mich bemühen, Bezüge zu aktuellen Debatten herzustellen und Bündnismöglichkeiten für gemeinsame Kämpfe mit Sexarbeiter_innen aufzuzeigen: z.B. Kritik der Hurenbewegung am Slutwalk, die Debatte um eine verschärfte Kontrolle des Sexgewerbes über das Gewerberecht, Sexarbeit und Anti-Gentrification-Proteste.
Hinweis: Im Workshop wird sexualisierte Gewalt thematisiert. Personen, für die dies eine Barriere darstellt, werden gebeten, die Workshopleitung vorab darauf aufmerksam zu machen.

Sonntag, 20.11.2011, 20h
Filmabend: We want sex/Made in Dagenham (OmU)

GB 2010
Regie: Nigel Cole
1968. Die Ford-Arbeiterinnen in Dagenham, Essex, nähen in brütender Hitze der Fabrik Autositzbezüge – und bekommen viel weniger Geld als die männlichen Kollegen. Irgendwann reicht es ihnen und sie streiken für gleichen Lohn. Die Ehefrau und Mutter Rita übernimmt die Führung, legt sich mit den Ford-Oberen ebenso an wie mit dem Gewerkschaftschef.


Montag, 21.11.2011, 17h

Workshop: Kapitalismus und/oder Patriarchat? Zur Diskussion von Feminismus und Marxismus

Wie ist das Verhältnis von Kapitalismus und hierarchischen Geschlechterverhältnissen zu denken? Kann die gesellschaftliche Situation von Frauen durch ihre Stellung im Produktionsprozess adäquat bestimmt werden? Ist der Kampf gegen hierarchische Geschlechterverhältnisse in erster Linie ein Kampf gegen das Kapital? Diesen und andere Fragen versucht Heidi Hartmann in ihrem Debattentext „The Unhappy Marriage of Marxism and Feminism“ nachzugehen. Der Workshop dient der gemeinsamen Lektüre und Diskussion dieses Textes, der zu den wichtigsten Diskussionsbeiträgen für die Bestimmung des Verhältnisses von Kapitalismus und Patriarchat zählt.
turn*left. Mail:turnleft@riseup.net

Montag, 21.11.2011, 20h
Diskussionsveranstaltung: Slutwalk

Anfang des Jahres 2011 entstand in Toronto eine weltweite Emanzipationsbewegung, die unter dem Namen SlutWalk mittlerweile nahezu weltweit Aufmerksamkeit erregte. Auslöser war eine Bemerkung eines Polizeibeamten am 24.01.2011 im Rahmen eines Sicherheitstrainings an der York Universität, der den Ratschlag gab, Frauen sollten sich nicht wie Schlampen anziehen, wenn sie nicht zu Opfern sexueller Übergriffe werden wollten. Dies löste in Toronto und dann auch bald weltweit eine wütende Protestwelle aus und es organisierten sich Frauen, um gegen das Victim-Blaming, also die Umkehrung von Täter und Opfer, gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen und für sexuelle Selbstbestimmung zu protestieren. Das Konzept des Slutwalks, den Begriff der Schlampe positiv zu wenden und zu verdeutlichen, dass Sexyness nicht mit Bereitwilligkeit zu Anmachen und Übergriffen verwechselt werden darf, ist sehr umstritten und hat auch zu viel Kritik von Feminist_innen geführt. In Auseinandersetzung mit den verschiedenen Kritiken an den und der medialen Berichterstattung über die Slutwalks wollen wir gemeinsam diskutieren.

Dienstag, 22.11.2011, 16 – 18h
Einführung in die feministische Rechtskritik

Der erste Teil des Workshops ist als Einführung gedacht. Mit dem Text „Stand und Gegenstand feministischer Rechtswissenschaft“ von Ulrike Lembke soll ein Überblick über die Themen, Debatten und Dilemmata feministischer Rechtskritik, -politik und -philosophie gewonnen und diskutiert werden.
Bei Interesse wird es nach Terminvereinbarung einen zweiten Lektüreworkshop geben, in dem Auszüge des Textes „Inexitable Speech. Zum Rechtverständis postmoderner feministischer Positionen in Judith Butlers „Exitable Speech“ von Susanne Baer diskutiert werden.
arbeitskreis kritischer jurist_innen ffm. Mail: akj-frankfurt@gmx.de

Dienstag, 22.11.2011, 20h
Abortion Democracy: Poland/South Africa (OmeU)
Film und Diskussion mit der Regisseurin Sarah Diehl

Warum ist der Zugang zu einer illegalen Abtreibung in Polen leichter als zu einer legalen Abtreibung in Südafrika?
Der Film vergleicht die politischen, legislativen und gesellschaftlichen Entwicklungen bezüglich des Schwangerschaftsabbruchs in den Ländern Polen und Südafrika:
Der Vergleich dieser Länder eignet sich deshalb, da die Gesetzessprechung in den 90er Jahren in beiden Ländern gegenläufige Entwicklungen genommen hat: Polen kriminalisieren 1997 den Schwangerschaftsabbruch durch eine Überprüfung des Rechtssystems auf diskriminierende Gesetze gegen Minderheiten nach der Apartheid und hat nun eines der liberalsten Abtreibungsgesetze weltweit.
Anhand dieser beiden Entwicklungen wird sehr deutlich, wie bestimmte Demokratisierungsprozesse die Wahrnehmung von Frauenrechten bezüglich ihrer Selbstbestimmung und körperlicher Integrität beeinflussen. Beide Länder illustrieren auch die Bedeutung der Einflussnahme von Frauen: Während in Polen die Lebensrealität von Frauen in den öffentlichen Debatten ausgeblendet wurde und wird, wurden in Südafrika öffentliche Anhörungen von Frauen im Parlament durchgeführt.
Gleichzeitig ergibt sich aber aufgrund der Unterschiede im Gesundheitssystem beider Länder das Paradox, dass in Polen illegale Abtreibungen oft einfacher zugänglich sind als in Südafrika legale Abtreibungen. Der Film gibt anhand von Interviews mit Aktivistinnen, Gesundheitspersonal und betroffenen Frauen einen Überblick auf internationale Verhältnisse in Bezug auf den Schwangerschaftsabbruch und stellt die Zugänglichkeit zu sicheren und legalen Abbrüchen in den Kontext von Ökonomie, gesellschaftliche Moralvorstellungen, sozialen Zwängen, Durchsetzung von Bürgerrechten und hinterfragt gesellschaftliche Vorannahmen über die Reproduktionsarbeit von Frauen.

Donnerstag, 24.11.2011, 16 – 19h
Workshop: Trans*inclusiveness in feministischen Kontexten

Der aktuelle Stand feministischer Debatten setzt mittlerweile die Kenntnis von Kritiken an Identitätspolitiken und daraus folgenden inklusiven Strategien voraus. Referenzen sind unter anderem Judith Butlers Gender Trouble und queere Theoriekonzepte. Eine Folge aus dieser Debatte ist die Einsicht, dass wir es nicht nur mit zwei, und nur zwei, Geschlechtern zu tun haben, sondern dass die Bandbreite geschlechtlicher Identifikationen und sexueller Orientierungen quasi endlos ist. Immer mehr Gruppen organisieren sich in dieser Hinsicht und fordern Teilhabe ein. Diese Debatte hat das feministische Selbstverständnis verändert und bisherige politische Strategien in Frage gestellt.

In diesem Workshop soll nach einer kurzen Verortung der Debatte die Diskussion anhand des sehr konkreten Themas der Trans*inklusivität in feministischen Kontexten führen.

Dienstag, 29.11.2011, 20h
Filmabend: Solo Sunny

DDR 1979
Regie: Konrad Wolf
Sunny ist eine Berliner Schlagersängerin, die mit ihrer Band, im Rahmen eines Varieté-Programms, durch Dörfer und Kleinstädte tourt. Auf der Suche nach Anerkennung und Erfolg eckt sie mit ihrer selbstbewussten und direkten Art an. Sunny ist eine Symbolfigur für den Kampf um die eigene Individualität auch gegen die Interessen der Gesellschaft/des Umfelds, die diese zu zerschmettern drohen.

22h

Salt (OmU)

USA 2010
Regie: Phillip Noyce
Eine aufziehende Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten wird von der CIA Agentin Evelyn Salt im Alleingang bekämpft. Selbst ein Kind des Sowjetregimes muss Sie nun gegen die Figuren der Vergangenheit antreten. Der kalte Krieg erscheint in dieser Produktion von 2010 erstaunlich aktuell.

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