Mit feurigen Parolen gegen die Brandstifter in den Banken – Eine Schmähschrift wider die AG Georg Büchner

Mit feurigen Parolen gegen die Brandstifter in den Banken – Eine Schmähschrift wider die AG Georg Büchner

In der Lächerlichkeit des „heißen Herbstes“ 2010, in dem Deutschland zur „Protestrepublik“ erklärt und der „Wutbürger“ entdeckt wurde, fiel es kaum auf, dass die AG Georg Büchner sang- und klanglos ihre für Oktober angekündigte Bankenblockade in Frankfurt abgesagt hatte. Aber man sollte sich nicht zu früh freuen und glauben, dass sich das Ganze damit von selber erledigt hätte. In der Erklärung zur Absage hält die AG trotzig an der „Idee der Bankenblockade“ fest, die nach wie vor „überfällig, richtig und notwendig“ sei. Sollten die Auswirkungen des letzten Bankenkollapses in Deutschland noch deutlicher spürbar werden, was für sich genommen schlimm genug wäre, ist darüber hinaus zu befürchten, dass die AG Georg Büchner oder eine ungeistesverwandte Nachfolgeorganisation es noch einmal versuchen wird. Zwar hat es beim letzten Anlauf nicht geklappt, die erhofften Massen blieben aus, doch ist die AG beileibe nicht die einzige, die die „Verursacher, Akteure und Profiteure der Krise“ in den Banken wähnt, nein, war es doch allerorts bald ausgemachte Sache, dass die Schuld bei den gierigen „Bankstern“ liege. Während die AG auf die Blockade der Zugänge zu den Zentralen großer Banken setzte, wurde im selben Herbst international für den „bank run 2.0“ mobilisiert, ein Tag, an dem so viele Menschen wie möglich ihre Kontos leer räumen oder auflösen sollten. Wesentlich direkter drückt sich der gemeine Zorn gegen die Banken auf den meisten antikapitalistischen Demonstrationen aus, auf denen das Klirren von Bankfensterscheiben zum guten Ton gehört.

Die AG Georg Büchner wollte sich damit nicht bescheiden. Sie hatte die „Parole der Tat“ ausgegeben und es sollte nicht nur krachen, sondern brennen. Glücklicherweise brachen ihren feurigen Phrasen nicht zur Tat auf. Man weiß nicht, ob einem eher mulmig oder übel werden soll, wenn man sich ansieht, wie die AG im Güllekeller mit dem Feuer spielte. Man kann sie zwar nicht mehr sehen, aber immer noch riechen. Deshalb muss sie erledigt werden, damit sie nicht weiter gärt. Dazu bedarf es noch nicht einmal der Marx-Lektüre, es reicht eine feine Nase, mit der man schon von weitem, gegen den Wind, es genügen homöopathische Dosen, die AG Georg Büchner an ihrem Gestank erkennt.

Do. 21.07.2011, 20 h, Lesung/Vortrag: Patrick Dratzmith ((O)FF/M)