gg_uni 7.0 – appropriate sixtx eight, das komplette programm als download (*.pdf)
7. Frankfurter Gegen-Uni
_aufruf und eröffnungsveranstaltung
_stundenplan (download *.doc)
____kulturprogramm
_A u f r u f /E r ö f f u n g s v e r a n s t a l t u n g g e g e n _ u n i 7 : a p p r o p r i a t e s i x t y e i g h t
Nach 40 Jahren wird abgerechnet mit 1968 – dem Jahr, in dem sich offenbar außerirdische Kommunistennazis aufgemacht haben, das Land mit sinnlosem Terror zu überziehen. Ein Anfang dieser neuen deutschen Geschichtsschreibung lässt sich nur schwer lokalisieren, liegt irgendwo zwischen Wende und Walser, zwischen Jugoslawien und Sommermärchen, zwischen rot und grün und Guido Knopp. Zum Startschuss für die aktuellen Debatten wurde Götz Alys Gleichsetzung der 68er mit den Nazis gemacht, und ein Ende ist nicht absehbar: Zu den abenteuerlichen Forschungsergebnissen gesellen sich die subjektiven Erlebnisberichte derer, die „dabei“ waren. Die Ideologie dieser Gegenwart kommt so unideologisch daher, dass es schmerzt – erst kürzlich wurde Adorno zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages sonntagsredend zu Tode gewürdigt. Wissenschaft wird auf Fakten reduziert, und jung-dynamische Exzellenzclusterbetreuer_innen deuten die Welt: „Auch Lichtgestalten der 68er wie Rudi Dutschke haben früh angefangen mit ihrem revolutionären Furor. Rudi war gerade 20, als er anfing, Mengele war 21, Heydrich 28, Speer 27“, tönte es bspw. in der Sendung Kulturzeit. Mengele = 21 Dutschke =20 Dutschke = Mengele. So der Syllogismus. Denken Ade, Subsumtion Ahoj. Nicht, dass nicht auch kritische Stimmen zu Wort kämen, aber im lockeren Brei des Mainstreams läuft das Ganze doch auf die Delegitimierung all dessen hinaus, was der herrschenden Eindimensionalität an Entwürfen entgegensteht. Ergebnis: 68 war eine notwendige kulturelle Intervention gegen den Mief der Adenauer-Ära, heute aber können wir Spaß haben und uns wohl fühlen in Deutschland… Angesichts dieser Brechreizüberflutung war es vielleicht eine dumme Idee, im ivi einen weiteren Schwerpunkt zum Thema 68 zu veranstalten. Wenn es aber um mehr als eine historische Nabelschau geht – nämlich um die Bearbeitung der Gegenwart, die sich gerade aufarbeitungsweltmeistermäßig zur Sieger_in über die Geschichte erhebt –, dann könnte der Zeitpunkt kaum passender sein. Eine antiautoritäre Revolte ist jedenfalls ebenso überfällig wie 1968 (1), nur eben ganz anders. Und in diesem Sinne verstehen wir die Gegenuni als einen Aneignungsprozess, mit dem wir uns v.a. unserer eigenen Geschichte nähern wollen.
Eröffnungsdiskussion: Montag, 14.04., 20h
___ (1) Mit Blick auf das Ausbleiben von „Schmierereien“ am IG-Farben-Haus sprach Uni-Präsident Steinberg jüngst von der „zivilisierenden Kraft der Ästhetik“ – gemeint ist disziplinierende Macht der Herrschaft. In diesem kurzem Zitat zeigt sich nicht nur die autoritäre Restrukturierung, sondern auch die Verdrängung der NS Geschichte: Die ‚zivilisierende Kraft der Ästhetik’ kann anhand des vom IG-Farben-Konzern betriebenen KZ Auschwitz-Monowitz studiert werden.<<< _S t u n d e n p l a n
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20h eröffnungs-diskussion – |
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20h Film: “Revolution oder Reform? Herbert Marcuse und Karl Popper — eine Konfrontation” |
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16h kleines 68er drei mal drei: Peter Brückner/ Thomas Leithäuser: „Politisierung der Wissenschaften |
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14h; Treffpunkt vor dem ivi Stadtrundgang: Orte des Geschehens 1968 16h kleines 68er drei mal drei: |
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19h Vortrag: |
20h Vortrag: Philosophische Implikationen der modernen Physik
20.30h Offener feministischer Lesekreis – Auszüge aus „sexuell arbeiten“ |
20h Vortrag: |
20h Abschluss-Diskussion: |
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A b e n d v e r a n s t a l t u n g e n
Dienstag, 15.04.08, 20.00 Uhr Wie politisch ist das private? Warum flog nur eine Tomate? *diskussion und fragen zum verhältnis von politisch/privat*
Die Politisierung des Privaten war zentraler Bestandteil und Bezugspunkt vieler „Sub- Gruppen“ wie bspw. der Frauenbewegung, aus denen sich die so genannte 68er Bewegung zusammengesetzt hat. Doch nicht die denkwürdige Tatsache, dass die für „68“ maßgeblich prägende Frauenbewegung in der aktuellen Debatte so gut wie gar nicht auftaucht, soll Thema dieser Veranstaltung sein. Vielmehr ist der Ausgangspunkt die Frage, was “Das Private ist politisch” heute bedeuten und wie es aktuell gefüllt werden kann. Aus feministischer Perspektive ließe sich heute auch sagen, dass einige Themen und Forderungen im Mainstream angekommen sind: Gewalt in der Familie, Vergewaltigung in der Ehe, Abtreibung, dafür haben Feminist_innen verbesserte gesetzliche Regelungen erkämpft. Familien- und Reproduktionsarbeiten sind Themen, die politisch und öffentlich verhandelt werden, jüngst etwa die staatliche Förderung von Krippenplätzen. In der Linken sind Geschlechterverhältnisse und Heteronormativität meistens ein Thema. Allerdings ist es nicht nur eine Frage, ob Forderungen durchgesetzt wurden, sondern ob es die richtigen Forderungen waren, die Eingang in die Institutionen gefunden haben und schließlich auch, wie eine solche Zusammenarbeit mit Institutionen aussehen und legitimiert werden kann. Der Slogan “Das Private ist politisch” wirft Fragen auf, wie etwa nach der Konzeption von Privatheit und dessen Gegenstück Öffentlichkeit. Aber auch nach den Themen wie Sexualität, die vermeintlich in der Privatheit verortet sind und die schon in der Frauenbewegung der 60er und 70er Jahre aufgegriffen wurden. Weit davon entfernt all diese Fragen beantworten zu wollen und zu können, möchten wir einen (etwas längeren) Input geben, der verschiedene Aspekte zum Thema aufgreift und anhand des Slogans “Das Private ist Politisch“ den Bogen von der Neuen Frauenbewegung zu aktuellen Umgangweisen mit den aufgeworfenen Fragen nach Privatheit, (Gegen-) Öffentlichkeit, Sexualität und Beziehungsformen schlagen möchte. Sich an dieser Diskussion zu beteiligen, laden wir herzlich ein.
Von und mit Teilen der Ladyfest-Vorbereitungsgruppe ffm
Mittwoch, 16.04.08, 18.00 Uhr Vortrag und Diskussion: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit…“ Über die Produktion von Unmöglichkeit
In der ‚globalisierten’ Gesellschaft der Warenproduktion scheinen die Menschen unmündig anonymen Mächten ausgeliefert. Unter dem stummen Zwang der Verhältnisse müssen sie diese immer weiter befestigen, nur um zu überleben. So verschwenden sie ihr Leben an die Warenproduktion. Es war Marx, der dies zuerst als Trennung der Menschen von ihren Möglichkeiten und ihrer Zukunft begriffen hat. Er nannte dies Entfremdung. Entfremdung verursacht und steht im Zusammenhang mit verkehrtem Denken (Fetisch), in dem die Welt auf dem Kopf steht. Richtiges Handeln nach verkehrtem Denken macht die Welt weiter richtig verkehrt. Fetisch und Entfremdung bilden den Kern eines gesellschaftlichen Zustandes, den die Situationisten als Spektakel kritisieren: „Das ganze Leben der Gesellschaften, in denen die modernen Produktionsbedingungen herrschen, erscheint als eine ungeheure Ansammlung von Spektakeln. …“ (Guy Debord, Die Gesellschaft des Spektakels’, These 1) Die Spektakeltheorie als eine der fortgeschrittensten Analysen der derzeitigen Gesellschaft ist Thema dieser Veranstaltung; sie soll helfen, hier einen Einstieg zu finden.
Mittwoch, 16.04.08, 20.00 Uhr Film: “Revolution oder Reform? Herbert Marcuse und Karl Popper — eine Konfrontation” (BR, 1971, 60min). im anschluss key_osk
Donnerstag, 17.04.08 Film und Diskussion: “Schatten der Engel”
1976 realisierte der Schweizer Regisseur Daniel Schmid in Zusammenarbeit mit der Fassbinder Crew den Film `Schatten der Engel´. Es handelt sich dabei um eine nahezu textidentische Verfilmung des Theaterstücks `Der Müll, die Stadt und der Tod´. Im Gegensatz zu dem Stück, das bekanntermassen kurz nach dem Erscheinen bei Suhrkamp vom Verlag zurückgezogen, dessen Nicht-Aufführung mehrfach erstritten wurde, nicht zuletzt mit der Bühnenbesetzung im Frankfurter Schauspiel 1985, blieb es um diesen Film weitgehend ruhig. Lediglich als `Schatten der Engel´ 1976 bei den Filmfestspielen in Cannes als Schweizer Beitrag eingereicht wurde, reiste die israelische Delegation unter Protest vor der Aufführung ab. In der gemeinhin als ‘Fassbinder Kontroverse’ bekannten Diskussion dagegen, fand eine Auseinandersetzung mit dem Film kaum statt. Sich ein Bild von dieser filmischen Inszenierung des Stückes zu machen, soll dieser Abend jedenfalls Gelegenheit bieten.
Dienstag, 22.04.08, 19.00 Uhr Vortrag und Diskussion: Internationalismus
Der Internationalismus war ein zentrales Element der 68er Bewegung. Die Solidarität mit der FNL (Vietcong) war ein Kristallisationspunkt der Bewegung und die Texte der Befreiungstheoretiker Lin Biao, Fanon und Guevara, aber auch die Analyse Marcuses zur weltweiten Situation, beeinflussten die Theorie und Praxis der deutschen Linken in den 60er Jahren maßgeblich. Die Veranstaltung wird deshalb die theoretische Grundlage des Internationalismus Verständnis als auch die praktische “Internationale Solidarität” der 68 Bewegungen vorstellen. Dabei soll auch mit kritischem Blick auf die Irrwege dieser Ausrichtung, nämlich der “linke Antisemitismus” in der Solidarität mit den Palästinensern nach 68, nicht zu kurz kommen.
Referent: Josef “Moe” Hierlmeier, Autor des Buches: “Internationalismus”. Eine Einführung in seine Ideengeschichte – von den Anfängen bis zur Gegenwart. 2006 in der Reihe Theorie.org im Schmetterling Verlag erschienen.
Mittwoch, 23.04.08, 20.00 Uhr Vortrag: Philosophische Implikationen der modernen Physik
In diesem Vortrag werden die wichtigsten Inhalte der klassischen Theorie, der Relativitätstheorie und der Quantentheorie vorgestellt. Außerdem werden die Gültigkeitsbereiche der Theorien gegeneinander abgegrenzt. Es wird außerdem dargestellt, warum und in welcher Hinsicht die heute grundlegenden Theorien – Relativitätstheorie und Quantentheorie – miteinander unvereinbar sind. Dies ist das wichtigste Problem der modernen Physik. Die Veranstaltung erfolgt mathematikfrei.
Referent: Dipl.-Phys. Gerhard Schmidt
Mittwoch, 23.04.08, 20.30 Uhr Offener feministischer Lesekreis: Auszüge aus „sexuell arbeiten“ von Renate Lorenz und Brigitta Kuster (erschienen bei b_books, 2007)
Unsere Arbeitsgruppe trifft sich jeden Mittwoch, um feministische Texte zu diskutieren. Zurzeit lesen wir the diaries I (S. 25-88) – entlang der Tagebücher einer Hausangestellten im 19. Jahrhundert in England wird der Begriff der sexuellen Arbeit entwickelt. Ergänzend möchten wir das Manifest der Arbeit „10 x sexuell arbeiten“ (S.151-155) einbeziehen. Zur vorherigen Lektüre und zum Kopieren liegen beide Texte zu Beginn der Gegenuni im Foyer des ivi aus. Es würde uns freuen, wenn Ihr anlässlich der Gegenuni Lust hättet, in eine gemeinsame Textdiskussion einzusteigen!
Donnerstag, 24.04.08, 20.00 Uhr Vortrag und Diskussion: Öffentlichkeit und Subversion seit den 68er Jahren
Die kulturellen Ausdrucksformen und die bürgerliche Öffentlichkeit in den kapitalistischen Gesellschaften Westeuropas und Nordamerikas haben sich zwischen 1960 und 1980 sowohl sozial als auch technologisch grundlegend verändert. Welche Vorstellungen und Ideen lagen der Medienpolitik der „Neuen Linken“ zugrunde? Welche Widersprüche zeigten sich in dem Versuch der „Veröffentlichung“ der sozialen Proteste? In welcher Weise gingen die Medialisierungen der Revolte in den Mainstream der bürgerlichen Öffentlichkeit ein? Und welche Bedeutung hatten die damit verbundenen Veränderungen für Ansätze eines emanzipatorischen Eingreifens in gesellschaftliche Verhältnisse?
Referent: Gottfried Oy
Freitag, 25.04.08, 20.00 Uhr Abschlussdiskussion: Disseminate 68!
Jede Revolution beginnt mit einer ReLektüre: Paulus von Jesus, Luther von Paulus, Lenin von Marx, Lacan von Freud. Das haben auch wir uns gedacht, als wir beschlossen einige Texte von, um, und zu acht + sechzig wieder zu lesen. Kommt deshalb jetzt die Revolution? Vielleicht! Worauf es aber erst einmal ankommt ist, sich die Texte nicht einfach nur anzueignen oder sie zu registrieren, sondern etwas mit ihnen zu machen. Wie ein Kind, das die Geschenke seiner Eltern, kaum bekommen, vor die Wand wirft, um zu sehen wie sie funktionieren und was man noch alles damit machen kann, als es über den Boden zu schleifen und brumm, brumm zu sagen, werden wir dabei verfahren: Die Synopse der in den Workshops behandelten Texte als Disoptix und nicht als Diashow! Brauchen wir einen neuen Leninismus? Was können wir heute mit Adorno anfangen? Sind wir nicht schon längst über die feministischen Debatten von damals hinaus, oder sind wir hinter ihnen zurück? Und vor allem: Was für ein Monster bekommen wir, wenn wir Habermas mit Fanon kreuzen?
k l e i n e s 6 8 e r d r e i m a l d r e i
Wo wir gewöhnlich Theoretiker_innen in kurzen Texten vor- und zur Diskussion stellen, wollen wir uns diesmal die Theorien durch ein Ereignis nahe bringen – 1968. Was hat die Studierendenbewegung gelesen? Was haben sie aus dem Gelesenen gemacht, was haben sie gesagt? Und schließlich, was hielten ihre damaligen Professor_innen und teilweise selbst intellektuelle Wegbereiter von diesen Pamphleten, was wurde über sie gesagt? Multipliziert man diese drei Perspektiven miteinander erhält man schon neun, stellt man die vielen unterschiedlichen Texte noch mal in Rechnung braucht man schon eine Rechenmaschine oder sagt es lieber postmodern: wir haben es mit einer multitude zu tun.
Dienstag, 15.04.08, 16.00 Uhr Simone de Bauvoir – „Das andere Geschlecht“
Man wird nicht als Frau geboren, man wird es” Dieser immens berühmt gewordene Satz von Simone de Beauvoir stammt aus „Das andere Geschlecht“ einer feministischen Gesellschaftsanalyse, die zur theoretischen Grundlage der neuen Frauenbewegung wurde. Simone de Beauvoir versucht ein nicht essentielles Verständnis von Geschlecht zu formulieren, indem sie biologischen, psychoanalytischen und historischen „Mythen und Fakten“ auf den Grund geht. In der Diskussion werden Auszüge des Textes gelesen und gemeinsam in Bezug auf ihre Aktualität und /oder Grenzen befragt.
Mittwoch, 16.04.08, 16.00 Uhr Lenin – „Was tun?“
Wenig Texte, wenig Autorennamen, die eine solche performative Wucht entfachen. Jeder Ankündigungstext, der versucht, diesen semantischen Überschuss durch Verweise auf den Text und Kontext – des Erscheinens und der Rezeption – einzufangen, wird notwendig scheitern. Trotzdem: Erschienen 1901/1902, versucht dieser Text die Möglichkeiten der Organisation der russischen Revolutionäre, die damals eben vorzugsweise Studierende waren, auszuloten. Bekanntlich fand 12 Jahre später tatsächlich eine Revolution statt. Grund genug für die 68 er Studis diesen Text noch mal zu lesen. Die Revolution von 1980 blieb aus – zumindest eine von links. Wir Kinder von Margaret Thatcher und Coca Cola werden diesen Text dennoch wieder lesen. Ein besonderer Fokus bei der Lektüre wird in der Extrapolation des leninistischen Freiheitsbegriffs bestehen.
Donnerstag, 17.04.08, 16.00 Uhr Frantz Fanon – „Die Verdammten dieser Erde“
Freitag, 18.04.08, 16.00 Uhr Dutchke/ Krahl – „Organisationsreferat“
Das “Organisationsreferat“von Dutschke/Krahl wurde gehalten auf dem 22. Delegiertenkongreß des SDS Sept. 1967 und versucht die antiautoritäre Position Zusammenzufassen, vor allem in Abgrenzung zu der tradtionalisitsichen Position (Marburg). Ausgehend von der Ökonomischen Analyse nach Janossy geht es vor allem am Ende um die Fragen wir kann die APO weiter vorgehen und welche Rolle kann dabei der SDS spielen.
Montag, 21.04.08, 16.00 Uhr Text des Weiberrates
Dienstag, 22.04.08, 16.00 Uhr Peter Brückner/ Thomas Leithäuser – „Politisierung der Wissenschaften“
Ein zentrales Feld sowohl praktischer wie auch theoretischer Auseinandersetzungen war in den späten 60er Jahren die Universität. 1968 wurde in Frankfurt der Versuch einer politischen Universität unternommen – heute wohl hauptsächlich bekannt durch die plakative Umbenennung der Uni in Karl-Marx-Universität. Durch eine Besetzung sollte der Raum für ein selbst organisiertes Seminarprogramm geschaffen werden. Nach der Räumung der Uni durch die Polizei wurden die Veranstaltungen im Schauspiel fortgesetzt. „Politisierung der Wissenschaften“ ist ein in diesem Rahmen gehaltener Vortrag und ein wichtiges Beispiel für die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, die heutzutage fast gar nicht mehr zu finden ist.
Mittwoch, 23.04.08, 16.00 Uhr Jürgen Habermas – „Die Scheinrevolution und ihre Kinder – Sechs Thesen über Taktik, Ziele und Situationsanalysen der oppositionellen Jugend“
Am 1. Juni 1968 auf einem Kongress des Verbandes Deutscher Studentenschaften in Frankfurt a.M. hielt Habermas den Vortrag „Die Scheinrevolution und ihre Kinder – Sechs Thesen über Taktik, Ziele und Situationsanalysen der oppositionellen Jugend“, in dessen Folge das berühmte Wort über den „linken Faschismus“ gefallen ist. Es wäre zu rationalistisch, diese Polemik einfach nicht zu beachten, aber ebenso ist es nicht im unserem Sinne, diesen Affekt zu rationalisieren und zu einer These a la Aly zu verstricken. Vielmehr geht es um die Analyse eines schon damals bedeutenden Sozialphilosophen, die zu seiner Zeit vor allem im links-akademischen Raum (Dörner, Brückner, Negt, Offe, Abendroth, Reiche) ein breites Echo gefunden hat. Mit ein bisschen Abstand gelesen, ermöglicht dieser Text 68 durch die Augen Habermas zu sehen und die Konturen von Habermas’ Denken durch den Staub der Ereignisse von 68 umso deutlicher wahrnehmen zu können.
Donnerstag, 24.04.08, 16.00 Uhr Theodor W. Adorno – „Marginalien zu Theorie und Praxis“
Dieses Thesenpapier Adornos reflektiert auf die Praxis der Studierendenbewegung und insbesondere auf ihr Verhältnis von Theorie, Taktik, Strategie und Praxis. Er kritisiert hierbei den Aktionismus ebenso, wie ein direktes Umsetzen von Theorie in Praxis, was wiederum die Theorie selbst affiziert und sie schließlich nur noch in den Dienst der Praxis gestellt wird. Damit bleiben die Marginalien auch heute ein hochaktueller Text.
Freitag, 25.04.08, 16.00 Uhr Herbert Marcuse – „Versuch über die Befreiung“
____K u l t u r p r o g r a m m
Mittwoch, 16.04.08, 22.00 Uhr kiosk [couch plausch hörgenuß] – barabend.
Mittwoch, 23.04.08, 22.00 Uhr kiosk [couch plausch hörgenuß] – barabend.
Samstag, 26.04.08, 22.00 Uhr gegen_uni abschluß- und semesterstartparty des instituts. soliparty für prozesskosten aus dem studiprotestsommer 2006. tinitus dj team [indie – electro – new rave]. powered by linke liste (lili) an der uni frankfurt.