Bildung und Literatur: Peter Weiss’ „Die Ästhetik des Widerstands“

stbennew@stud.uni-frankfurt.de | erstes Treffen: Di, 21.4., 12h | AfE 923

Der erste Band der Romantrilogie „Ästhetik des Widerstands“, die Peter Weiss in der Zeit von 1971-1981 verfasste, soll im Zentrum des Lesekreises stehen. Er handelt von einem jungen Menschen, der während der ersten Jahre Nazideutschlands mit zwei Freunden in Literatur und Kunst nach Anknüpfungspunkten für den antifaschistischen Widerstand sucht. Abgesehen von dieser Bildungsgeschichte der drei Protagonisten, verfasste Weiss den Roman in einer anspruchsvollen Form, die die Leser_innen selbst die Erfahrungen der drei nachvollziehen lässt. Es geht Peter Weiss also nicht um die bloße Darstellung des Widerstandes, sondern vielmehr um die Darstellung einen Bildungsprozess, der sich in der Auseinandersetzung mit den Widersprüchen der Geschichte, die unter anderem in Kulturgütern entdeckt werden können, vollzieht.
Peter Weiss sagt zu seinem Roman: „Es werden an den Leser ziemlich hohe Ansprüche gestellt: Ansprüche der Konzentration, des Mitdenkens, des Forschens, der eigenen Aktivität — genau wie ich sie mir beim Schreiben gestellt habe.“ (ZEIT-Interview, 1975)
Wir wollen deswegen gemeinsam versuchen, uns dem Roman anzunähern und interessante bildungstheoretische Aspekte herauszuarbeiten.
Die genaue Ausgestaltung des Tutoriums sowie eine Schwerpunktsetzung können wir bei einer ersten Sitzung besprechen. Denkbar wäre parallel zur Romanlektüre bildungstheoretische Texte zu lesen und gegen Ende des Semesters sich in zwei Blocksitzungen mit dem Roman auseinander zu setzen. (Aber diese nur als Vorschlag!)

Literatur
Weiss, Peter: Ästhetik des Widerstands. Roman. Frankfurt am Main, 2005 (o.a.)
Bernhard, Armin: Der Bildungsprozess in einer Epoche der Ambivalenz. Studien zur Bildungsgeschichte in der Ästhetik des Widerstands. Frankfurt am Main (u.a.), 1996
Es ist eine Wunschautobiographie. Interview mit Peter Weiss. In: Die Zeit. Nr. 42, 10.10.1975