Auseinandersetzungen um den Triebbegriff

spopahen@stud.uni-frankfurt.de |erstes Treffen: Fr, 17.4., 12h | AfE 923

In dieser Arbeitsgruppe soll in einem ersten Teil die Bedeutung der Psychoanalyse für die Kritische Theorie herausgearbeitet werden, welche in den Beiträgen zur Auseinandersetzung um den Trieb- und Libidobegriff deutlich wird. In Kritik an den Psychoanalyse-Revisionen durch Horney und Fromm Mitte der fünfziger Jahre hielten Horkheimer, Marcuse und Adorno an einer gesellschaftskritischen Tiefendimension bereits in den Freudschen Einsichten fest. Statt wie in den Revisionen das Soziale von außen als Einfluss auf eine vermeintlich vorgängige Einheit Individuum der Psychologie lediglich hinzuzufügen, zeigten sie die Tiefe des formenden Konflikts im Individuum auf, die Verankerung der Herrschaft von Menschen über Menschen in der Triebstruktur. Solche innere Vergesellschaftung menschlicher Natur reproduziert sich von Anfang aller Triebschicksale an, in frühster Kindheit und enthält Implikationen für eine kritische Pädagogik, die im zweiten Teil der Veranstaltung erarbeitet werden sollen.
Der genaue Lektüre- und Veranstaltungsplan wird in den ersten beiden Sitzungen vereinbart. Wenn Interesse besteht, können auch noch Passagen aus Hagemann-Whites Buch hinzugezogen werden, die sich mit der Kritik der Frauenbewegung an der Psychoanalyse beschäftigen.

Literatur
B. Görlich (Hrsg.), Der Stachel Freud. Beiträge und
Dokumente zur Kulturismus-Kritik, Frankfurt 1980 – darin u.a.: Th. W. Adorno, Die revidierte Psychoanalyse; H. Marcuse, Epilog. Kritik des Neo- Freudianischen Revisionismus
Th. W. Adorno, Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie
R. Jacoby, Soziale Amnesie. Eine Kritik der konformistischen Psychologie von Adler bis Laing, Frankfurt/Main 1978
C. Hagemann-White, Frauenbewegung und Psychoanalyse, Frankfurt/Main 1979