Adorno und die Pädagogik

micarus-booking@gmx.de | erstes Treffen:Mo, 20.4., 16h | TuCa (AfE 501)

In diesem autonomen Lektüre-Tutorium soll vorrangig eine Auseinandersetzung mit den Schriften Adornos zur Erziehung und Bildung im Mittelpunkt stehen. Vor dem Hintergrund der Erfahrung der Barbarei hat er am Subjektbegriff der Aufklärungsphilosophie in der Überzeugung angeknüpft, dass „Erziehung zur Mündigkeit“ unverzichtbar sei, um eine Wiederkehr des Faschismus zu verhindern: Demnach sei Erziehung nach dem Holocaust nur als eine „Erziehung zu kritischer Selbstreflexion“ sinnvoll, mit der Distanz zu gesellschaftlichen Anforderungen eingenommen und das Ich gestärkt werden müsste. Diese Art von Praxis stand also in erster Linie in der pädagogischen Förderung derjenigen subjektiven Potentiale, die er als notwendige Voraussetzungen für eine gelingende demokratische Verfasstheit der Gesellschaft ansah. Solche emanzipatorischen Ideale waren in der autoritären Erziehungstradition Deutschlands systematisch verkümmert, ja die entsprechenden Strukturen des Bildungssystems schienen gravierend zur Herrschaft des nationalsozialistischen Totalitarismus beigetragen zu haben. In puncto Bildung kritisierte Adorno die allseits zelebrierte, besitzergreifende und standardisierte Aneignung von „Bildungswissen“, das zur Selbstbehauptung und Prestigeerlangung gegenüber Anderen im bürgerlichen Konkurrenzkampf benutzt werde, denn dies bedeute den Verfall eben von (Selbst-)Bildung: die Idee dahinter war der konkurrierenden Selbstbehauptung gerade entgegengesetzt.

einführende Literatur
Schäfer, Alfred: Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Portrait, Weinheim u.a. 2004.
Breuer, Stefan: Adornos Anthropologie. Aus: Ders., Aspekte totaler Vergesellschaftung,. Freiburg: ça ira 1985, S. 34 - 51. Im Internet zu finden unter: www.isf-freiburg.org/verlag/leseproben/pdf/breueraspekte_lp-adornos.anthropologie.pdf